Ruinenschnecken

Die Fragestellung, die zu dieser Arbeit führte, war, ob Ruinen und verfallende Bauwerke für Gastropoden einen besonders günstigen Lebensraum darstellen. Die Vorteile, die sich auf der einen Seite durch den Kalkreichtum dieser Bauten, auf der anderen Seite durch den hohen Fugenreichtum der Mauerpartien ergeben, stehen allerdings den Streßfaktoren eines exponierten Standortes und dem hohen anthropogenen Einfluß (Besucherandrang, Bewirtschaftung) gegenüber, sodaß in diesen Bauwerken eine spezielle Faunenzusammensetzung zu erwarten ist.

Besonders in Gegenden, die aufgrund ihrer Geologie oder Vegetation saure Böden aufweisen, sind Ruinen daher bevorzugte Sammelgebiete, da sich bisweilen eine Konzentration der Arten auf kleinstem Raum ergibt. Was den Artengarnituren in den Ruinen eine besondere Prägung verleiht, ist die Strukturierung der Kleinstlebensräume, zahlreiche Ritzen und Spalten, die als Behausung, Schutz vor Witterungseinflüssen und Stätten der Nahrungssuche bestens geeignet sind.

Für Gastropoden kommt noch dazu, daß Ruinen immer genügend Kalk anbieten, was sich auf die Mauerverfugung durch kalkreichen Mörtel zurückführen läßt. Besondere Bedeutung kommt Ruinen daher in Gegenden zu, die von silikatreichem Gestein bestimmt sind und daher saure Böden aufweisen. Die Rolle des Kalkes für Gastropoden wurde in der Literatur eingehend diskutiert (BURCH 1955).

Es ist daher anzunehmen, daß sich in solchen Gebieten die Gastropodenassoziationen von denen der Umgebung in wesentlichen Elementen unterscheiden.