1. Einleitung
  2. Die Fragestellung, die zu dieser Arbeit führte, war, ob Ruinen und verfallende Bauwerke für Gastropoden einen besonders günstigen Lebensraum darstellen. Die Vorteile, die sich auf der einen Seite durch den Kalkreichtum dieser Bauten, auf der anderen Seite durch den hohen Fugenreichtum der Mauerpartien ergeben, stehen allerdings den Streßfaktoren eines exponierten Standortes und dem hohen anthropogenen Einfluß (Besucherandrang, Bewirtschaftung) gegenüber, sodaß in diesen Bauwerken eine spezielle Faunenzusammensetzung zu erwarten ist.

    Besonders in Gegenden, die aufgrund ihrer Geologie oder Vegetation saure Böden aufweisen, sind Ruinen daher bevorzugte Sammelgebiete, da sich bisweilen eine Konzentration der Arten auf kleinstem Raum ergibt. Was den Artengarnituren in den Ruinen eine besondere Prägung verleiht, ist die Strukturierung der Kleinstlebensräume, zahlreiche Ritzen und Spalten, die als Behausung, Schutz vor Witterungseinflüssen und Stätten der Nahrungssuche bestens geeignet sind. Für Gastropoden kommt noch dazu, daß Ruinen immer genügend Kalk anbieten, was sich auf die Mauerverfugung durch kalkreichen Mörtel zurückführen läßt. Besondere Bedeutung kommt Ruinen daher in Gegenden zu, die von silikatreichem Gestein bestimmt sind und daher saure Böden aufweisen. Die Rolle des Kalkes für Gastropoden wurde in der Literatur eingehend diskutiert (BURCH 1955).

    Es ist daher anzunehmen, daß sich in solchen Gebieten die Gastropodenassoziationen von denen der Umgebung in wesentlichen Elementen unterscheiden.

    Das Untersuchungsgebiet wurde daher unter dem Gesichtspunkt ausgewählt, daß der Unterschied zwischen der kalkarmen Umgebung und der kalkreichen Ruine betont wird. Durch diese Beschaffenheit kann die Ruine bedingt als Inselstandort angesehen werden, bedingt nur deshalb, weil die umliegenden Standorte keinesfalls molluskenfrei sind, und es daher zu einer kontinuierlichen Einwanderung kommt. Die Artenzusammensetzung ergibt sich aus verschiedenen Quellen der Herkunft:

    Neben den günstigen Einflüssen, welche die Ruine ihren Bewohnern bietet, gesellen sich auch Streßfaktoren. Dazu zählen vor allem das geringe Nahrungsangebot, das sich aus Pionier-Pflanzen auf den Mauern und der mehr oder weniger spärlichen Vegetation in den Räumen der Ruinen zusammensetzt, sowie die Exponierung der Standorte - Ruinen sind oft auf Anhöhen erbaut. Ähnlich den Besiedlungen von Fels-Standorten haben auch die Ruinenstandorte Pioniercharakter, bedingt durch den Streß in der Nahrungsbeschaffung und der Exponierung gegenüber Witterungseinflüssen (Trockenheit, Wärme, Wind, Niederschläge).

    Ein weiterer wichtiger Streßfaktor ist der Mensch, dessen Einfluß sich im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. Waren es früher der Bau der Burg selber, das Leben und Besiedlung der Burgen bis hin zum Verfall, so sind es heutzutage der Besucherstrom und die einhergehende Einrichtung als Touristenzentrum (Bewirtschaftung, Restaurierung) und Verschmutzung durch die Besucher selbst, welche die Lebensumstände der Tiere, welche die Gemäuer und Innenräume beleben, entscheidend bestimmen.

    Die Einwanderung der auf den Ruinen vorkommenden Gastropoden kann nun aus verschiedenen Ursprüngen stattfinden, die Mehrzahl stammt aus benachbarten Lebenräumen selber Höhe (Waldarten, Trockenrasenbewohner etc.), einige Arten werden jedoch auch aus entfernteren Lebensräumen durch Zoophorie (vor allem durch Vögel) in die Ruine hineingetragen, und ein großer Teil gelangt über die Einschleppung durch den Menschen im Laufe der Zeiten in die Gemäuer.

    In der vorliegenden Arbeit wird die Gastropodenfauna dreier niederösterreichische Ruinen, der Ruine Aggstein, der Ruine Weitenegg und der Ruine Streitwiesen, im Vergleich zu ihren jeweiligen umgebenden Landschaften erfaßt.

    Die untersuchten Standorte finden Erwähnung bei KLEMM 1974, der in seiner Arbeit über die schalentragenden Landgastropoden Österreichs auch einige der untersuchten Ruinen, sowie eine Anzahl weiterer Ruinen aus ganz Österreich anführt. In dieser Arbeit wird in bezug auf Aggstein auf die Beschreibung der Balea biplicata chuenrigorum von TSCHAPECK 1890 verwiesen. Dort wird sie als ökologische Anpassung an trockenwarme Felsbiotope, die aber vermischt mit der Nominatart Balea biplicata auftritt, angeführt. Oftmals werden solche Formen und Anpassungen als Rassen bezeichnet. Auf die Problematik von Rassen, die zusammen mit einer anderen derselben Art mit Übergangsformen auftritt, wird in dieser Arbeit ebenfalls eingegangen.

    Gastropodendaten von der Ruine Aggstein stammen auch von FRANK (1987), in dieser Arbeit wird weiters die Ruine Hinterhaus bei Spitz a. d. Donau untersucht.

    Nacktschneckenfunde aus den Ruinen Aggstein, Weitenegg und Dürnstein führt REISCHÜTZ (1986) in seinem Supplement 2 des Catalogus Faunae Austriae an. Hierbei verweist er auf frühere Funde aus den Ruinen. In der zitierten Arbeit sind auch zahlreiche weitere Ruinen in Österreich als Standorte angegeben.

    Arbeiten, die sich explizit mit der Gastropodenfauna auf Ruinen und Burgen beschäftigen, sind nicht sehr zahlreich. Einige Burgruinen wurden von ZEISSLER untersucht, in Leipzig (1964), im mitteldeutschen Hainach (1968), im Thüringer Wald (1975) und in Wasungen im südlichen Thüringen (1980). Die Autorin bestätigt ebenfalls die besondere Stellung der Ruinen in bezug auf die Molluskenfauna.

    MÜNZING (1977) untersuchte die Schnecken zweier Burgruinen im östlichen Schwarzwald, Zindelstein und Waldau, die geologischen Gegebenheiten dieser Standorte sind ebenfalls kalkarm (Granit und Buntsandstein). Er führt die Burgruinen als Beispiel dafür an, daß in silikatreichen Gegenden keineswegs eine verarmte Gastropodenfauna vorhanden sein muß.

    Weniger mit Ruinen als mit intakten Burgenbeschäftigte sich ALEXANDROWICZ (1988) in seiner Arbeit über die Malacofauna der Burg Wawel in Krakau. Dieser große Komplex inmitten der Stadt beherbergt eine stark durch menschliche Einflüsse geprägte Molluskengemeinschaft. Der Autor stellt stark differierende Assoziationen innerhalb des Geländes fest. Aus dieser Untersuchung geht auch weiters hervor, daß die durch den Menschen geschaffenen Extrembedingungen (Bewirtschaftung, Verschmutzung) in der Burg eine Reduktion der Schalengröße der Gastropoden bewirkt. Dies wird durch Schalenmessungen und statistischen Vergleich (t-Test) der Stichproben untereinander und mit Messungen von anderen Standorten aus der Literatur belegt. Dabei ergeben sich bereits signifikante Unterschiede zwischen naturnaheren und stärker genutzten Teilen der Burg.

    In Österreich wurden Burgen von FRANK (1977) (Ruine Gösting im Grazer Feld), REISCHÜTZ (1984) (Ruine Steinegg im Kamptal), PIRIBAUER (1984) (im Gebiet der "Buckligen Welt" - der Autor geht aber nicht detailliert auf die Ruinen ein) und MILDNER (1981) in Kärnten (Ruine Reisberg und Ruine Griffen) untersucht. MILDNER vergleicht die Gesellschaft der Ruinenmauer mit der silikatreicher (kalkarmer) Felsen.

    Die erwähnten Publikationen ließen die Idee entstehen, eine weiterführende Untersuchung einiger ausgewählter Ruinen vorzunehmen, die Mollusken-Gesellschaften genauer zu untersuchen und die Bestände zu quantifizieren. Für die Einteilung der Assoziationen wurden einerseits die Arbeiten von HÄSSLEIN (1960 und 1966) und von FRANK als Grundlage herangezogen. Darüber hinaus wurden die quantitativen Daten numerischen Methoden unterzogen, um so die Aussagen über Vergesellschaftung und Vorkommen zu präzisieren. Dazu wurde umfangreiches Material (45.000 Schalen, davon 4500 Lebendindividuen) erhoben, um eine solide Basis für die Analysen zu schaffen. Funde aus der Literatur (FRANK 1987, KLEMM 1974, REISCHÜTZ 1986) wurden ebenfalls miteinbezogen, um einen Vergleich mit der derzeitigen Situation zu ermöglichen.

    Weiters wurde versucht, die besuchten Standorte durch Bodenbeschaffenheit, Beschreibung der Strukturierung und Vegetation zu charakterisieren. Den saisonalen Verschiedenheiten der Faunenausprägungen wurde durch Besammlung zu verschiedenen Jahreszeiten Rechnung getragen. Witterung und Sonneneinstrahlung wurden ebenfalls protokolliert.

    Mehr als Ergänzung als eine quantitative Erhebung kann die Begleitfaunenliste angesehen werden. Vor allem edaphische Formen wurden protokolliert und den einzelnen Standorten zugeordnet. Die Begleitfauna soll das Bild abrunden und den Stellenwert der Mollusken in den Ruinen unterstreichen.

    Die verwendete Nomenklatur entspricht dem Werk von FECHTER et FALKNER (1989).

  3. Material und Methode
  4. Besammlung: Die Standorte in der Ruine wurden sowohl quantitativ als auch qualitativ besammelt. Zur Quantifizierung wurden in der Literatur (OEKLAND 1929 ) beschriebene Sammelmethoden wie Zeitsammelmethode und Bodenprobe verwendet. Ein regelmäßiger Raster ist aufgrund der heterogenen Beschaffenheit der Ruine nicht möglich und auch nicht sinnvoll.

    Bei den Erhebungen stellte sich rasch heraus, daß sich die Ruinen in verschiedene Kleinlebensräume aufteilen. Daher wird in die Untersuchungen auch die Gliederung der Ruine selbst mit einbezogen.

    Aufsammlungen und Bodenproben wurden getrennt protokolliert.

     

    1. Erhebung begleitender Parameter
    2. Für die besammelten Standorte wurden begleitende Parameter sowohl abiotischer als auch biotischer Natur erhoben. Die abiotischen Faktoren waren vor allem die Bodenbeschaffenheit und die Witterungsverhältnisse. Die Bewertung dieser Bedingungen erfolgte bei der Probenaufnahme auf dem Protokollblatt.

      Folgende Parameter gingen in die Bewertung ein:

      1. Boden-pH
      2. Die Boden-pH - Werte wurden in der Felderhebung mit Hellige pH-Meter Bodenmessung ermittelt. Diese Methode ermöglicht nur eine grobe Schätzung, die im Rahmen der Untersuchung aber völlig ausreichend ist.

      3. Bodengefüge
      4. Das Bodengefüge wurde geschätzt und in folgende Kategorien eingeteilt:

        • Einzelkorn
        • kleines Aggregat
        • mittleres Aggregat
        • grobes Aggregat

      5. Anteil an festen Partikeln
      6. Der Boden-A-Horizont ist in den Ruinen selbst oft nur schwach ausgeprägt. Oft liegt die Förna-Schicht der C-Schicht auf. Die Werte + geben einen mittleren Anteil von festen Partikeln, ++ einen hohen Anteil an festen Partikel an.

      7. Tonanteil
      8. Der Tonanteil wurde an der Konsistenz, am Anteil von feinen Partikel und der Farbe geschätzt.

      9. Bodenfarbe
      10. Die Bodenfarbe ergibt einen Anhaltspunkt für die Zusammensetzung, bei tonhaltigen Bestandteilen gibt es Differenzen zwischen trockenem und feuchtem Zustand. Der Grad der Schwarzfärbung läßt Rückschlüsse auf den Kalkgehalt zu.

      11. Bodenfeuchte
      12. Die Bodenfeuchte wird in den Kategorien feucht, mittelfeucht, trocken angegeben.

      13. Lufttemperatur
      14. Allgemeine Witterungsumstände
      15. Die Witterungsumstände der Probenentnahme werden beschreibend wiedergegeben.

      16. Niederschläge
      17. Die Niederschläge werden in + (Niederschläge vorhanden) und - (keine Niederschläge) angegeben.

      18. Luftfeuchte
      19. Die Luftfeuchte wird mit den Schätzungswerten "+, +-, -" angegeben.

      20. Struktur des Lebensraums
      21. Die Struktur des besammelten Standortes wird angegeben: z.B. Mauer, Fels, Waldboden, etc.

         

    3. Biotische Faktoren
      1. begleitende Vegetation
      2. Die an den Standorten vorgefundenen Pflanzen wurden - falls vorhanden - bestimmt und protokolliert

      3. begleitende Fauna
      4. Die Aufnahme der begleitenden Fauna erfolgte durch Protokollierung von Beobachtungen vor Ort und/oder durch die Auswertung der Bodenproben. Da diese Sammelmethode für die entsprechenden Tiergruppen nicht immer geeignet ist, können diese Daten nicht quantifiziert werden und haben mehr beschreibenden Charakter. Die Begleitfauna wird in Großgruppen ausgewiesen.

        Dem Aussagewert aller dieser Parameter kann generell kein so hoher Stellenwert zugemessen werden wie den Gastropodenartenlisten und dient der Einbettung der Ergebnisse in ein Gesamtbild.

       

    4. Zeitsammelmethode:
    5. Für die Zeitsammelmethode wurde ein Quadrant von 3 x 3 Meter ausgewählt. Die Wahl des Quadranten erfolgte nach standortsspezifischen Kriterien:

      Wie bereits erwähnt, gestalteten die topologischen Voraussetzungen in den Ruinen die Erstellung eines gleichmäßigen Raster schwierig, daher wurde die Einteilung der Standorte nach den baulichen Gegebenheiten vorgenommen. Da die untersuchten Ruinen in verschiedene Räume gekammert ist, wurden diese Räume als Grundlage für die Datenerhebung genommen.

      In der unmittelbaren Umgebung der Ruine wurden jeweils verschiedenartige Biotopausprägungen stichprobenartig ausgewählt. Dadurch sollte sich ein Überblick über den Einfluß der Artenzusammensetzung durch die umliegenden Lebensräume ergeben.

      Der ausgewählte Quadrant wurde im Zeitraum von 15 min nach allen mit freiem Auge auffindbaren Mollusken abgesucht. Lebende Exemplare wurden bestimmt und protokolliert, schwieriger zu bestimmende Exemplare zwecks Bestimmung entnommen und konserviert. Die Begleitfauna wurde ebenfalls protokolliert.

      Einige Standorte wurden mehrfach besammelt und protokolliert. Diese Aufnahmen erhielten den selben Standortscode (z.B. STA) und, jede einzelne Aufnahme unterscheidet sich durch einen eigenen Aufnahmencode, der sich aus dem Datum der Aufsammlung und einer Tagesnumerierung zusammensetzt (z.B. 9.8.88/A1)

      Für die Aufnahmencodes gelten folgende Kürzel:

      A Aggstein

      W Weitenegg

      Str Streitwiesen

      Hiha Ruine Hinterhaus

      Teu Teufelsmauer

      Dü Ruine Dürnstein

      Mi Mitterbachgraben

      Au Aggsbach Au

      Fri Friedleiten

      ET Eitenthal

      MIX Qualitative Aufnahmen aus einem Gebiet

       

    6. Entnahme und Auswertung der Bodenproben
    7. Innerhalb der Probequadranten wurden stichprobenartige Bodenproben entnommen. Für die statistische Auswertung liegt die Wahl der Quadranten zugrunde, daher wurden die Proben an Stellen entnommen, an denen Gastropoden am ehesten zu erwarten waren. Ein anderes Vorgehen hätte beispielsweise bei stark betretenen Räumen der Ruinen eine hohe Anzahl an Nullproben ergeben.

      Die Vorgehensweise bei der Entnahme und Behandlung der Bodenproben wird im folgenden beschrieben:

      · Entnahme von ca 1 l Bodensubstrat der obersten 5 cm einer zusammenhängenden Fläche von ca. 20x20 cm aus dem Probequadranten .

      Lebende Gastropoden halten sich gewöhnlich in den obersten 5 cm des Substrats auf, daher wurde auch nur in diesem Bereich entnommen. In sehr vielen Ruinenstandorten reicht das Substrat auch nicht viel tiefer.

      · Erstdurchsuchung der Bodenproben nach größeren lebenden Individuen

      Die Bodenprobe wurde auf einer weißen Tasse aufgebreitet und nach lebenden Individuen durchsucht, das ist vor allem für die leicht flüchtige Begleitfauna notwendig, aber auch für Nacktschnecken, die durch den Trockenvorgang zu Schaden kommen würden. Dabei gewonnen Exemplare wurden mit 70 % Alkohol konserviert.

      · Schlämmen der Probe zum Entfernen des Feinmaterials und Aussortieren der größerenfesten Bestandteile .

      Beim Schlämmen wurde folgendermaßen vorgegangen: Die gesamte Bodenprobe wurde in ein feinmaschiges Sieb verbracht und unter fließendem Wasser von den feinen Tonbestandteilen getrennt. Das übergebliebene Substrat wurde in ein großes Glas gegossen und mit Wasser aufgefüllt. Anschließend wurde das Substrat unter ständigem Schwenken in ein Sieb dekantiert. Dadurch werden alle lebenden Bestandteile und Leerschalen erfaßt. Als Bodensatz bleiben die schwereren Bestandteile (Steine). Sie wurden anschließen grob auf enthaltene Schnecken untersucht.

      · Trocknen des Materials .

      Das so gewonnene organische Material wurde zum Trocken auf Tassen aufgelegt und ein bis zwei Tage luftgetrocknet.

      · Sieben in vier Gesiebestufen .

      Das getrocknete Material wurde zunächst mit einem grobmaschigen Sieb abgesiebt, um die großen, mit freiem Auge erkennbaren Exemplare zu entnehmen. Anschließend wurden drei weitere Siebgrößen verwendet, um das Material zu fraktionieren.

      · Durchsuchen der Gesiebefraktionen mit der Standlupe. Entnahme der Individuen .

      Die größte der drei verbliebenen Gesiebefraktionen wurde mit einer Stirnlupe nach Mollusken und Begleitfauna untersucht, die beiden kleinerern mit dem Binokular durchsucht. Dabei entnommene Mollusken wurden bereits beim Entnehmen nach Gattungen sortiert.

      · Sortieren und Bestimmen der entnommenen Individuen .

      Die entnommenen und vorsortierten Mollusken wurden nach Arten und auch nach Lebendfunden und Leerschalen getrennt. Die Unterscheidung zwischen lebenden Individuen und Leerschalen ist mit dem Binokular unter Durchlicht ohne Probleme möglich. Besonders sorgfältig sind jedoch dabei Individuen der Gattungen Truncatellina, Pupilla, sowie alle Vertreter der Familie Clausiliidae zu betrachten, da die Schalen nicht besonders lichtdurchlässig sind und die Weichkörper im getrockneten Zustand nur sehr wenig Raum in Anspruch nehmen. Die Wasserprobe (MILDNER 1981) hat sich nicht bewährt, da oft auch lebende, in Trockenstarre befindliche Mollusken an der Wasseroberfläche schwimmen können, wobei bereits mit Substrat gefüllte Leerschalen zu Boden sinken. Gerade die Weichkörper von Vallonia, für die MILDNER diese Methode vorschlägt, sind unter dem Binokular sehr leicht zu erkennen.

       

    8. Auswertung der Sammelergebnisse
    9. Die Sammelergebnisse (Aufsammlungen und Bodenproben) wurden tabellarisch zusammengefaßt. Die Werte wurden standardisiert. Dabei wurde eine Transformierung der Daten vorgenommen. Diese Transformierung war die Umrechnung in Dominanzen und Dominanzklassen.

      1. Einteilung in Dominanzklassen
      2. Für jeden Standort wurde die Dominanz errechnet. Es handelt sich hierbei um den prozentualen Anteil der Individuen einer Art an der Gesamtindividuenanzahl. Nach SCHWERDTFEGER 1975 errechnet sich die Individuendominanz nach folgender Formel:

        TISCHLER (1949) unterscheidet 5 Klassen der Dominanz: Eudominant, dominant, subdominant, rezedent und subrezedent. Diese Unterscheidung wurde in der vorliegenden Arbeit als Ausgangspunkt für weitere Analysen übernommen und mit den Klassenwerten von 0 (subrezedent) bis 4 (eudominant) belegt.

        Die Einteilung der diskreten Dominanzgrade in Dominanzklassen folgt ebenfalls der Einteilung von TISCHLER (1949).

        Dominanzklassen Dominanzen in %

        Klasse 0: subrezedent 0 % - 1 %

        Klasse 1: rezedent 1 % - 2 %

        Klasse 2: subdominant 2 % - 5%

        Klasse 3: dominant 5 % - 10%

        Klasse 4: eudominant 10 % - 100%

        Durch diese Dominanzklassen werden extreme Ausreißer abgefedert. Proben mit generell höheren Artenzahlen (Durchschnittlicher Fehler bei Probennahme, Witterungseinflüsse, Zufallsfaktor) aber gleichen Zahlenverhältnissen werden so nicht unterschiedlich gewichtet, andererseits werden subrezedente Arten für die Analyse weggefiltert.

        Die mathematischen Analysemethoden

        Für die Analyse der transformierten Daten stehen multivariate Methoden wie Clusteranalyse und Hauptkomponentenanalyse zur Verfügung.

        Die Hauptkomponentenanalyse ist insofern problematisch, da durch den heterogenen Aufbau des Sammelgebietes kein Gradient anzunehmen ist, sondern voneinander getrennte Gesellschaften, die fallweise durch Barrieren voneinander getrennt sind. Das Ermitteln eines Faktorenkomplexes ist daher nur bedingt aussagekräftig.

        DieClusteranalyse (genauer Hierarchische Clusteranalyse) erlaubt eine Klassifizierung der einzelnen Standorte aufgrund der Artenzusammensetzungen, da die Gastropodengesellschaften auf diese Art eindeutig quantifizierbar sind.

        Clusteranalyse ist ein Sammelbegriff für eine Anzahl mathematischer Methoden, (ROMESBURG 1984) welche die Ähnlichkeit von Objektreihen untersuchen. Als Objektreihe wird in dieser Arbeit das Sammelergebnis der Erfassung eines Standortes angesehen. Jedes Objekt besteht aus einer weiteren Anzahl von Variablen - im vorliegenden Fall handelt es sich dabei um die Anzahl der einzelnen Arten an einem besammelten Standort.

        Durch eine Untersuchung des Ausmaßes der Ähnlichkeits der Standorte untereinander können diese Standorte letztlich klassifiziert und so Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten herausgearbeitet werden. Die Ähnlichkeiten werden durch eigene Maße (resemblance coefficient) errechnet, wobei zwischen Ähnlichkeitskoeffizienten (similarity coefficient) und Distanzmaße (dissimilarity coefficient) unterschieden wird. Ein häufig verwendetes Distanzmaß ist die Euklidische Distanz, sie errechnet sich durch die Wurzel der Summe aus den Quadraten der Datenpunkte aus zwei zu vergleichenden Objekten:

        a ist die Anzahl von Individuen einer Art aus Probe 1, und b die Anzahl der Individuen der selben Art aus Probe 2.

        Die Euklidischen Distanzen jeder Art in einem Objektpaar ergeben insgesamt eine Ähnlichkeitsmatrix (resemblance matrix), auf welche eine der verfügbaren Clusteranalyse-Methoden aufsetzt.

        Die verwendete Methode der Clusteranalyse ist die UPGMA-Methode (unweighted pair-group method using arithmetic averages). Das Objektpaar mit der niedrigsten Euklidischen Distanz wird zu einem Cluster verschmolzen und fungiert in der weiteren Berechnung als einzelner Wert. Um jedoch die Euklidischen Distanzen zweier Cluster zu errechnen, nimmt man den Mittelwert (arithmetic average) der Euklidischen Distanzen ihrer Variablen zueinander.

        Das wird schrittweise wiederholt, bis zuletzt alle Cluster auf der obersten Ebene miteinander verschmolzen werden. Das Ergebnis wird in einem Baumdiagramm dargestellt. Um zu der Klassifikation durch Cluster zu gelangen, muß der Baum bei einem bestimmten Wert durchgeschnitten werden, das Auflösen der Bindungen, die über diesem Niveau bestehen, wird als tie-break bezeichnet.

        Als Ausgangsdaten für die Clusteranalyse wurden die Dominanzklassen 0-4 der einzelnen Arten auf den besammelten Standorten verwendet. Dabei wurde in zwei Schritten verfahren.

        1. Analyse der lebenden Individuen ohne Berücksichtigung der Leerschalen. So werden die tatsächlichen Verhältnisse im Vorkommen der einzelnen Arten zum Sammelzeitpunkt erfaßt, die Daten selbst unterliegen jedoch einer hohen Schwankungsbreite, die sich aus Lebensweise, dem saisonalen Zyklus und der Feuchtigkeitsabhängigkeit ergeben. Es können auch bei regelmäßiger Besammlung im Jahresgang Fehler auftreten.

        2. Analyse der Gesamtindividuen (Leerschalen und Lebende): Hier können aber nur Standorte mit gleichartiger Bodenbeschaffenheit verglichen werden, da in einem kalkreichen Boden Schalen in relativ gutem Zustand viele Jahre überdauern können. Dieses Faktum ist gegeben, da der Boden in den Ruinen sehr kalkreich ist. Von einer Vertragung der Schalen kann nur ausnahmsweise die Rede sein, innerhalb des doch sehr kleinen Areals der Ruine bleiben die Leerschalen im Lebensraum der Art, Verlagerungsdistanzen sind nicht sehr groß.

        Aus diesem Gründen wird in einem 2. Rechengang die Analyse von Leerschalen und Lebendfunden durchgeführt, um eine Gegenprobe zu erhalten.

        Die Clusteranalysen wurden mit dem Programm SYNTAX Version 5.02 (PODONI) auf einem Personal-Computer mit 80386 Prozessor und 80387 Co-Prozessor durchgeführt.

       

    10. Erfassung der Gastropodenassoziationen in Datenblättern
    11. Es wurden insgesamt fünf Datenblätter zur Erfassung der Gastropodengesellschaften angelegt:

      • Aggstein: Ruine Aggstein und Umgebung
      • Weitenegg: Ruine Weitenegg und Umgebung
      • Streitwiesen: Ruine Streitwiesen und Umgebung
      • Hinterhaus: Ruine Hinterhaus und Umgebung
      • Begleitstandorte: Referenz- und stichprobenartige Aufnahmen aus dem Untersuchungsgebiet.

      Diese Datenblätter enthalten jeweils folgende Inhalte:

      Bezeichner (Überschrift: z.B. "Ruine Aggstein")

      Protokoll-Nummern: Durchgehende Protokoll-Nummer für jedes Datenblatt

      Standortscodes: Allgemeine Codierung der einzelnen Standorte unabhängig von der einzelnen Aufnahme (siehe unten).

      Codes für Aufsammlungen und Bodenproben: Von jedem Datenblatt existieren 4 Versionen: Datenblatt Aufsammlungen und Bodenproben zusammen (wobei für einen kombinierten Sample die Daten jeweils addiert wurden), Datenblatt Aufsammlung und Bodenproben zusammen ( in getrennten Spalten), Datenblatt Aufsammlung und Datenblatt Bodenproben. Bei den gemeinsamen Datenblättern ist die Unterscheidung durch die Codes a, b und ab gegeben.

      Lebende und Leerschalen: Jedes Datenblatt besteht aus zwei Bereichen, jeweils für Lebendfunde und Leerschalen zusammen und den Bereich "Nur Lebende".

      Summen: Es wurden jeweils die Summen für jede Aufnahme gebildet (Individuenanzahl) sowie für jede Art die Summe über das ganze Datenblatt.

    12. Erfassung der Standorte in einer Standortsdatenbank
    13. In der Standortsdatenbank wurden Ort, Beschreibung des Standortes, Sammelumstände, Bodenbeschaffenheit, Witterungsbedingungen, Begleitfauna, Vegetation, Referenz zu den Mollusken-Datenblättern sowie allgemeine Kommentare zur Beobachtung und Bearbeitung erfaßt. Jeder Sammelgang wurde mit einer eigenen Seriennummer versehen. Ein Sammelgang entspricht einem Protokollblatt. Dabei war es unerheblich, ob es sich um Aufsammlung, Bodenprobe oder um akzessorische Funde handelt. Jede Aufnahme erhielt

      Seriennummer: laufende Nummer als eindeutige Identifikation.

      Aufnahmencode: setzt sich zusammen aus Standortskürzel (A für Aggstein: Ruine Aggstein und unmittelbare Umgebung; W für Weitenegg: Ruine Weitenegg und unmittelbare Umgebung; H für Hinterhaus: Ruine Hinterhaus und unmittelbare Umgebung; Str für Streitwiesen: Ruine Streitwiesen und unmittelbare Umgebung; B für Begleitstandorte: Referenz- und stichprobenartige Samples aus dem Untersuchungsgebiet).

      Standortsnummer: Nummer des Sammelganges an einem Sammeltag.

      Protokollnummer: laufende Nummer für jeweils einen Aufnahmencode (A,W,Str, H, B), entspricht der Protokollnummer aus dem Datenblatt.

      Standortscode: Allgemeine Codierung der einzelnen Standorte unabhängig von der einzelnen Aufnahme (siehe unten).

      Für die vorliegende Arbeit wurden die jeweiligen Codes und Bezeichner aus Datenblättern und Standortsdatenbank entnommen, um eine allfällige Zuordnung zu erleichtern.

      Da die Datenbank alle, also auch für diese Arbeit nicht verwendeten (da nicht relevanten) Daten enthält, entstehen bei den Referenzlisten naturgemäß Lücken in den fortlaufenden Numerierungen. Eine komplette Ausgabe der Datenbank stellt der Autor gerne auf Anfrage zur Verfügung. Eine Erweiterung dieser Datenbank (Verknüpfung mit Artenlisten, geographische Erweiterung auf andere Untersuchungsgebiete) soll an dieser Stelle als Beitrag zu einer Molluskenkartierung Österreichs auf elektronischer Basis angeregt werden.

  5. Das Untersuchungsgebiet
  6. Abbildung 1: Die Karte des Untersuchungsgebietes, die drei untersuchten Ruinen sind rot eingekreist, die Vergleichsstandorte blau.

    Auf der Landkarte (Abbildung 1) bilden die drei besammelten Ruinen ein annähernd gleichseitiges Dreieck, in dem Teile verschiedener Landschaften zu liegen kommen: Das Donautal der Wachau, das den Dunkelsteiner Wald vom südlichen Waldviertel abtrennt. Um vergleichbare Werte zu erhalten, wurden vor allem Standorte aus der Wachau, aus dem Dunkelsteiner Wald und dem Weitental entnommen. Die drei besammelten Ruinen sind:

    Ruine Aggstein im Dunkelsteiner Wald nahe der Wachau.

    Ruine Weitenegg auf der gegenüberliegenden Seite der Donau von Melk an der Mündung des Weitenbaches.

    Ruine Streitwiesen im Weitental, südliches Waldviertel in geographischer Nähe zu Pöggstall.

    Weitere Kontrollpunkte wurden außerhalb dieses Dreieckes entnommen, es handelt sich dabei die Standorte Ruine Senftenberg (nördlich von Krems), Spitz an der Donau (mit Ruine Hinterhaus und Teufelsmauer) und die Ruine Dürnstein.

    In der Wachau reicht das pannonischen Klima bis in das Donautal hinein, die Landschaft stellt dadurch klimatisch eine Besonderheit dar. Die Bodenbildung wird beeinflußt durch die Silikate der böhmischen Masse, die tertiären Ablagerungen der Donau und teilweise durch Lößschichten. Das milde Klima und die Hanglage ermöglicht eine intensive agrarische Nutzung vor allem durch Weinbau und Obstkulturen. Durch den kontinuierlichen Rückzug des Weinbaus wurden zahlreiche Weingärten bereits aufgelassen, was sich in der Bildung von sekundären Lebenräumen hoher Artenvielfalt äußert. Als Vergleichsstandorte wurden hier die Gegend von Spitz mit der Ruine Hinterhaus ausgewählt, es gibt dort kalkführende Felspartien, die den Ruinen ähnliche Verhältnisse vermuten lassen, und einen breiteren Streifen Donauauwald bei Aggsbach Dorf.

    Dunkelsteiner Wald: Der Dunkelsteiner Wald ist der südliche von der Donau abgetrennte Teil des Böhmischen Massivs. Hier dominieren Waldbiotope (Buchen, Hainbuchen, Eichen), aufgrund der Silikatgesteine stocken sie auf sauren Böden. Dennoch finden sich auch hier molluskenreiche Standorte, die wiederum an Ruinenstandorte, bzw. häufig an die Umgebung von Feuchträumen gekoppelt sind.

    Weitental: Der Weitenbach liegt im Gebiet des Waldviertels und hat seinen Oberlauf in dem Gebiet von Pöggstall. Seine Hauptquelle liegt in 876 m Seehöhe bei Edelsberg nächst Gutenbrunn. Die Lauflänge beträgt 31,5 km, er hat 60 Zubringer. Das Wassereinzugsgebiet ist etwas größer als 230 km²

    Er ist streckenweise von einem dünnen Streifen Auwald gesäumt, die Anhöhen sind teilweise bewaldet (Landschaftsschutzgebiet Eitenthal) oder - in der Umgebung von Streitwiesen - von Rasenstandorten begleitet.

    Standorte außerhalb des Untersuchungsgebietes: Zum Vergleich zu den untersuchten Ruinen wurden zwei Ruinen außerhalb des untersuchten Dreieckes herangezogen, die Ruine Senftenberg und die Ruine Dürnstein im östlichen Teil der Wachau.

     

    1. Geologische Beschaffenheit
      1. Waldviertel:
      2. Das Waldviertel ist der südöstlichste Ausläufer der Böhmischen Masse, die wiederum der variszischen Kette angehört. Als Gesteine herrschen metamorphe, saure Silikate vor, sie sind oft zu Grus zersetzt. Im Süden reicht die Böhmische Masse im Strudengau und in der Wachau über die Donau, der Dunkelsteiner Wald ist ihr südöstlichster Teil. Südlich davon bilden tertiäre und quartäre Ablagerungen einen Zwischenraum zur Flyschzone der Ostalpen.

        Die erwähnten Silikate sind sowohl Granit als auch Gneis, der in der Wachau das ausschließliche Obergestein bildet. Sie bauen sich aus silikatischen Mineralien mit den Hauptbestandteilen Quarz, Feldspat und Glimmer auf. Der Feldspat stellt durch die Quellfähigkeit und Adsorptionsfähigkeit von Kationen seiner Verwitterungsprodukte - die sekundären Tonmineralien - eine wichtige Komponente für die Bodenbildung dar. Der Glimmer ist ein Schichtsilikat, das den magmatischen und metamorphen Gesteinen in wechselnder Menge beigefügt ist. In seiner hellen Ausbildung nennt man ihn Muskovit oder Kaliglimmer. Von pechschwarzer Farbe ist der Biotit, durch seine Beimengungen von Eisen ist er für die Bodenbildung nicht unwichtig. Der Quarz zeigt keine Verwitterung und ist nur für die physikalischen Eigenschaften des Bodens verantwortlich.

        Die Böhmische Masse kann nach mehreren Gesichtspunkten gegliedert werden. TOLLMANN (1985) beschreibt ihren österreichischen Anteil als Südostsaum des variszisch konsolidierten Blockes, mit moravischer und moldanubischer Zone des variszischen Gebirges. Das Moldanubicum wird nach dem Vorkommen der verschiedenen Gesteine in 5 Serien unterteilt: Monotone Serie, Granulitspan, Dobragneis, Bunte Serie, Raabser Serie. Für das Untersuchungsgebiet sind vor allem Dobragneis (Orthogneiszug), die Bunte Serie (Biotit-Plagioklas mit Quarzitgneisen und anderen Gneisgesteinen in den unteren Schichten) und die Raabser Serie (Amphibolit-Mischserie: Biotit-Plagioklas) wichtig. Pöggstall (als nächste größere Ortschaft zur Ruine Streitwiesen) liegt an der Grenze des Dobragneis-Gebietes

        Eine Besonderheit der Bunten Serie sind die Marmorlinsen und -lager (z.B. "Spitzer Marmor").

        Der Dunkelsteinerwald gehört zur Gföhler Decke mit Granulit, Gföhler Gneis, Paragneis und Migmatit-Serie.

        Kennzeichnend für die Böhmische Masse sind die zahlreichen tektonischen Störungslinien, wie die Diendorfer Störung, welche die Donau bei Krems überquert und von Melk bis Aggsbach im Donautal ver läuft.

      3. Wachau und Dunkelsteiner Wald
      4. Im Süden der Böhmischen Masse durchschneidet die Donau das Moldanubicum in einem epigenetischen Durchbruchstal, der Wachau. Da das Bett tief eingeschnitten wurde, kommt es zu den großen Höhenunterschieden in der Wachau, die zubringenden Gewässer haben demnach auch steile Kerbtäler geschaffen.

        Der südlich der Donau gelegene Teil wird Dunkelsteiner Wald genannt und ist Teil der Gföhler Decke. Im südöstlichen Teil des Böhmischen Massivs bilden die kristallinen Gesteine eine Mulde, deren Kern von glimmerartigen und feldspatreichen Orthogneisen gebildet wird. Dieser horizontal gelagerte Orthogneis erstreckt sich vom mittleren Kamptal südlich von Horn bis an die Donau und südlich davon bis in den Dunkelsteiner Wald. Das Engtal der Wachau zwischen Melk und Krems folgt im wesentlichen dem Streifen des Westflügels der Mulde.

        Die Ruine Aggstein liegt am Rande des Gföhler Gneis (migmatitischer Granitgneis) des nordwestlichen Teils des Dunkelsteiner Waldes. Am steil abfallenden Hang zur Donau treten Paragneis, Marmor und Migmatitamphibolit zu Tage. Die Ruine Wolfstein steht auf einem Pyroxengranulit- und Pyriklasit-Block.

        Für die Wachau sind vorwiegend Gneise von Bedeutung, Granite treten jedoch als Ausgangsprodukte für silikatreiche Tiefengesteine auf, ihre Hauptbestandteile sind Alkalifeldspate, Muskovit und Biotit.

        Gneise sind metamorphe Gesteine (kristalline Schiefer). Je nach ihrer Herkunft - magmatisch oder sedimentär - spricht man von Orthogneisen oder Paragneisen. Durch die mehr oder weniger starke Schieferung der Gneise setzt bei ihnen die Verwitterung oft rascher ein, sodaß sie unter entsprechend humiden und nicht zu kalten Bedingungen guten Oberboden liefern. Unter den speziell benannten Gneisen seien die Gföhler Gneise erwähnt, die zu den Orthogneisen zählen, und oft granitische Struktur aufweisen.

        Die landschaftliche Besonderheit des Mitterbachgrabens (Granulit) wird im oberen Teil durch das Vorkommen von Serpentinit hervorgerufen.

        Im Dunkelsteiner Wald herrschen wie im Rest der Böhmischen Masse Kuppen und Muldentäler vor. Am Westeingang (Ruine Weitenegg) und Ostausgang der Wachau findet man tertiäre Schichten: Die Melker Sande, (die allerdings zum größten Teil verbaut sind,) tertiäre Kalkkonglomerate bei Hollenburg sowie das bei Krems auslaufende Tullner Becken.

        Von besonderer Bedeutung für die Vegetation ist ein Serpentinstock im Gurhofgraben bei Aggsbach. Friedleiten bei Schönbühel liegt auf kataklastischem Paragneis.

        Der westliche Teil ab Schönbühel bis Spitz ist ein enges Kerbtal mit steilen, bewaldeten Hängen. Bei Spitz (Ruine Hinterhaus) seien als Besonderheit der Bunten Serie eine Marmorlinse ("Spitzer Marmor") und zwischen Spitz und Schwallenbach die Teufelsmauer, die aus Pegmatit, einem kalkhältiger Kristallin, besteht, erwähnt. Der Jauerling ist mit 960 m Höhe die höchste Erhebung des Gebietes.

        Ab Spitz fließt die Donau in einem etwas breiteren Tal parallel zur Diendorfer Störung in 6 km Enfernung. Talverengungen treten nur mehr bei St. Michael und Dürnstein (Gföhler Gneis) auf.

        Donaunahe liegen junge Niederterrassen, sie sind lößfrei und bestehen aus kalkreichem Schwemmaterial. (Aggsbach Au: Aue des jüngeren Anteils der heutigen Talböden an der Donau - Postglazial).

        Gegen den Ostausgang zu werden die in der Wachau nur andeutungsweise vorhandenen Lößablagerungen mächtiger.

        Angaben aus: geologische Karte der Republik Österreich, 37 Mautern. Geologische Bundesanstalt 1983, TOLLMANN 1985, MITTELBACH (1988), SERGLHUBER (1975)

         

    2. Bodenverhältnisse
    3. In der Wachau sind mit steigender Hanglage verschiedene Böden anzutreffen, was nicht nur auf die Hangneigung zurückzuführen ist, sondern vor allem auf die Tatsache, daß die Böden in den unteren Lagen von den Alluvialen der Donau bestimmt werden, in den oberen Lagen durch das Muttergestein, also den sauren Kristallin der Böhmischen Masse. Die kristallinen Schiefer, Paragneise und glimmer- und feldspatreiche Orthogneise der Gföhler Decke ließen an den Hängen skelettreiche und flachgründige Felsbraunerden entstehen, wobei natürlich auch die Schlägerung und Forstwirtschaft ihren Anteil hat. Die Gründigkeit der Felsbraunerden kann bei Verebnungen an Tiefe gewinnen, auch ist sie dann nicht mehr ganz so trocken wie an den Steilhängen.

      Für die Landwirtschaft und den Weinbau im Untersuchungsgebiet sind Ranker sehr ungünstige Lagen (MITTELBACH 1988), günstig dagegen ist die auf Unterhängen und in Mulden aus kolluvial angereichertem Kristallinmaterial gebildete mäßig feuchte, schwach vergleyte Felsbraunerde.

      An mehreren Stellen - auf flachen Hängen und Verebnungen - ist im Tertiär altes, verwittertes Kristallinmaterial erhalten geblieben. Daraus entwickelten sich entweder eine mäßig rutschgefährdete Lockersediment-Braunerde oder Reliktpseudogleye.

      In den bekannten Weinbaulagen der Wachau wurde der überwiegende Teil der Hänge nach einer jahrhundertelangen Tradition terrassiert. Die Böden aus Kristallinverwitterungsmaterial liegen direkt über dem Fels. Nur stellenweise ist durch Lößeinmengung ein gewisser Kalkgehalt vorhanden. An den Unterhängen kommt es zu Lößablagerungen, die meist nur als kaum nachweisbare Lößschleier vorhanden sind. Mächtigkeit erreichen sie nur am Ostende der Wachau. Durch Kultur und Erosion sind Lößrohböden entstanden.

      Die Böden an der Donau sind kalkhaltige graue Auböden, gebildet vor allem aus dem Schwemmaterial aus den Alpen, diese Böden sind jung und nährstoffreich, werden daher auch kultiviert. Sie sind tiefgründig (Schotter in mehr als 70 cm Tiefe) und unterscheiden sich vor allem in der Bodenschwere und in den Wasserverhältnissen.

    4. Klimatische Verhältnisse
    5. Böhmische Masse

      Das Waldviertel gehört in die "temperiert humide Klimazone" (Zone IV nach H.WALTER u. H. LIETH 1967; H. WALTER 1970). Das Klima der höher gelegenen Stellen tendiert aber bereits zu einem Gebirgsklima mit hohen Niederschlägen und kalten langen Wintern und einer Vegetationsperiode unter 200 Tagen.

      Die Gegend um Pöggstall aber bildet einen wärmeren Klimabereich, Pöggstall wird auch "Meran des Waldviertels" genannt.

      Wachau

      Die Wachau gehört dem pannonischen Klimabereich an (Ungarn und Osten Österreichs, von der Donau über die Wachau bis zur Erlauf nach Westen). Er ist gekennzeichnet durch größere Jahresamplituden (bei 20° bis 22 °C), kältere Winter und wärmere Sommer, geringere Niederschläge (unter 800 mm/Jahr bis unter 600 mm/Jahr). Die Niederschläge fallen an weniger als 110, bisweilen unter 100 Tagen im Jahr. (Angaben nach ZWITTKOVITZ 1983 in MITTELBACH 1988). Das Niederschlagsmaximum liegt zwischen Mai und August, hervorgerufen durch sommerliche Gewitterregen.

      Abbildung 2: Klimakarte des Untersuchungsgebietes (nach ZWITTKOWITZ 1983)

      Facette

      NS in mm

      mittlere Julitemp.

      in °C

      mittlere Jännertemp.

      in ° C

      Tage mit mind.

      1 mm NS

      18

      800 - 1.000

      15 bis 17

      -2 bis -5

      110 - 130

      26

      800 - 1.000

      17 bis 18

      -1 bis -3

      110 - 150

      27

      800 - 1.000

      18 bis 19

      -1 bis -3

      110 - 130

      5

      1.000 - 1.500

      5 bis 10

      -5 bis -10

      110 - 150

      63

      800 - 1.000

      10 bis 15

      -2 bis -6

      130 - 150

      64

      600 - 800

      15 bis 17

      -3 bis -5

      110 - 130

      65

      600 - 800

      15 bis 18

      -2 bis -5

      90 - 110

      67

      700 - 800

      18 bis 19

      - 1 bis - 3

      100 - 110

      69

      600 - 700

      18 bis 19

      - 1 bis - 3

      unter 110

      72

      600 - 700

      über 19

      - 1 bis - 3

      unter 100

      66

      unter 600

      15 bis 18

      -2 bis -5

      unter 130

      70

      unter 600

      18 bis 19

      - 1 bis - 3

      unter 110

      73

      unter 600

      über 19

      - 1 bis - 3

      unter 100

      Streitwiesen: Facette 65: NS in mm 600-800, mittlere Julitemperatur 15° bis 18°, mittlere Jännertemperatur -2° bis - 5°; Tage mit mind. 1 mm NS im J: 90 -110

      Weitenegg: Facette 69: NS in mm 600-700, mittlere Julitemperatur 18° bis 19°, mittlere Jännertemperatur -1° bis - 3°; Tage mit mind. 1 mm NS im J: unter 110

      Aggstein: Facette 69: NS in mm 600-700, mittlere Julitemperatur 18° bis 19°, mittlere Jännertemperatur -1° bis - 3°; Tage mit mind. 1 mm NS im J: unter 110

      Friedleiten (Schönbühel): Facette 69: NS in mm 600-700, mittlere Julitemperatur 18° bis 19°, mittlere Jännertemperatur -1° bis - 3°; Tage mit mind. 1 mm NS im J: unter 110

      Spitz: Facette 70: NS in mm unter 600, mittlere Julitemperatur 18° bis 19°, mittlere Jännertemperatur -1° bis - 3°; Tage mit mind. 1 mm NS im J: unter 110

      Dürnstein: Facette 70: NS in mm unter 600, mittlere Julitemperatur 18° bis 19°, mittlere Jännertemperatur -1° bis - 3°; Tage mit mind. 1 mm NS im J: unter 110

      Senftenberg: Facette 70: NS in mm unter 600, mittlere Julitemperatur 18° bis 19°, mittlere Jännertemperatur -1° bis - 3°; Tage mit mind. 1 mm NS im J: unter 110

      1. Niederschläge
      2. Die Niederschlagssummen nehmen im Donautal vom Westen nach Osten kontinuierlich ab: von 635 mm bei Melk bis 512 mm bei Spitz. Mit der Höhe nehmen die Niederschläge zu (Maria Laach/Jauerling: 651 mm / Jahr.). Zum Waldviertel hin steigen die Niederschlagsmengen im Jahresmittel an (Pöggstall: 694 mm / Jahr)

        Niederschlagsmengen in mm

        Aus (Hydrographischer Dienst in Österreich 1981-1990)

        PÖGGSTALL, Seehöhe 462 m

         

        Mittel 1981-1990

        1988

        1989

        1990

        geringste Monatssumme

        II: 39

        I: 17

        XII: 15

        I: 9

        höchstes Monatssumme

        VII: 100

        VI: 139

        VII: 175

        VI: 107

        Jahressumme

        694

        777

        747

        770

        MELK, Seehöhe 245 m

         

        Mittel 1981-1990

        1988

        1989

        1990

        geringste Monatssumme

        II u. X: 36

        I: 13

        I: 9

        I: 7

        höchste Monatssumme

        VII: 90

        III: 97

        VII: 163

        II: 80

        Jahressumme

        625

        696

        750

        601

        SPITZ-MUEHLDORF, Seehöhe 350 m

         

        Mittel 1981-1990

        1988

        1989

        1990

        geringste Monatssumme

        I: 22

        I: 12

        I u. XII: 6

        I: 4

        höchste Monatssumme

        VII: 82

        VI: 107

        VII: 171

        VI: 91

        Jahressumme

        521

        504

        583

        534

        MARIA LAACH AM JAUERLING, Seehöhe 550 m

         

        Mittel 1981-1990

        1988

        1989

        1990

        geringste Monatssumme

        II: 32

        I: 13

        XII: 4

        I: 7

        höchste Monatssumme

        VII: 96

        III: 158

        VII: 203

        VI u. VII: 98

        Jahressumme

        651

        736

        796

        706

        KREMS AN DER DONAU, Seehöhe 203 m

         

        Mittel 1981-1990

        1988

        1989

        1990

        geringste Monatssumme

        I: 20

        I: 18

        I u. XII: 3

        I: 2

        höchste Monatssumme

        VI: 82

        VIII: 177

        VI: 126

        V: 90

        Jahressumme

        543

        566

        583

        540

        In der Wachau gibt es längere niederschlagsfreie Perioden, die oft mit Hitze verbunden sind, insbesondere in seichtgründigen Böden (Terrassenlage) kommt es daher zu Trockenheit. Durch Lockerung des Bodens werden die feinen Kapillaren zerstört, in denen das Wasser aus tieferen Schichten aufsteigt. Die Böden trocknen oberflächlich stark aus, die Feuchtigkeit bleibt aber im Untergrund besser erhalten.

      3. Temperatur
      4. Für die Gegend um Streitwiesen liegen leider keine Daten vor. In der Wachau ist das Jahresmittel 9,2 °C (bei Joching zwischen Spitz und Weißenkirchen). Das Julimittel ist 19,9 °C, das Jännermittel ist -0,7 °C.

        Temperaturen in ° C

        (Hydrographischer Dienst in Österreich 1981-1990)

        MELK, Seehöhe 245 m

         

        Mittel 1981-1990

        1988

        1989

        1990

        geringstes Monatsmittel

        I: -1,3

        I: 2,0

        XII: -0,4

        I: -1,0

        höchstes Monatsmittel

        VII: 19,8

        VII: 20,0

        VII: 19,2

        VIII: 19,6

        Jahresmittel

        9,5

        9,5

        9,5

        9,6

        JAUERLING, Seehöhe: 860 m

         

        Mittel 1981-1990

        1988

        1989

        1990

        geringstes Monatsmittel

        I: -2,4

        XI: -1,0

        I: -1,0

        XII: -3,1

        höchstes Monatsmittel

        VII: 16,2

        VII: 17,1

        VII: 16,0

        VIII: 17,4

        Jahresmittel

        6,7

        6,9

        7,6

        7,7

        JOCHING (DONAU)

         

        Mittel 1981-1990

        1988

        1989

        1990

        geringstes Monatsmittel

        I: -0,7

        XI: 1,3

        XII: 0,8

        I: -0,2

        höchstes Monatsmittel

        VII: 19,9

        VII: 19,6

        VII: 19,0

        VIII: 19,2

        Jahresmittel

        9,2

        9,6

        9,7

        9,8

        KREMS AN DER DONAU, Seehöhe 203 m

         

        Mittel 1981-1990

        1988

        1989

        1990

        geringstes Monatsmittel

        I: -1,3

        XI: 0,7

        I. u. XII: 0,1

        I: -1,1

        höchstes Monatsmittel

        VII: 19,6

        VII: 20,6

        VII: 19,6

        VIII: 19,5

        Jahresmittel

        9,2

        9,7

        9,6

        9,7

     

  7. Die besammelten Standorte
  8. In den Jahren 1988 bis 1990 wurden die Ruinen Aggstein, Weitenegg, Streitwiesen sowie zum Vergleich Standorte aus der Wachau und dem Weitental besammelt.

    Die Standorte wurden in zwei Schritten codiert. Zuerst wurde für jeden Sammeldurchgang Standortskürzel vergeben (siehe Material und Methode). Diese auf den speziellen Standort zugeschnittenen Kürzel wurden der Übersi chtlichkeit halber zu folgenden Codierungen zusammengefaßt:

    A Ruine Aggstein und Umgebung (Aggsteingraben, Aggstein Ort)

    W Ruine Weitenegg und Umgebung (Urfahr bei Weitenegg, Bachufer der Weiten, Hang an der Ruine)

    Str Ruine Streitwiesen und Umgebung (Bachaue, Rasenstandorte, Ufer der Weiten)

    H Vergleichsruine Hinterhaus und Umgebung (Teufelsmauer).

    B Begleitstandorte außerhalb der Ruinenumgebung (Ruine Wolfstein, Ruine Dürnstein, Ruine Senftenberg, Aggsbach Au, Friedleiten bei Schönbühel, Mitterbachtal, Eitenthal, Kleinpöchlarn)

     

    1. Ruine Aggstein
    2. Seehöhe 501 m, O: 15° 25’, N: 48° 19’

      Abbildung 3

      Die Ruine Aggstein liegt am rechten Donauufer (ca 7 km donauabwärts von Schönbühel) auf einer Erhebung von 320 m über dem Donauniveau auf einer 150 m langen und 20-30 m breiten Felszunge, die von einem mächtigen Waldkamm nach Westen vorstößt, umgeben von einem bodensauren Buchenwald mit Fichtenanpflanzungen. Eine Besonderheit der Bauweise ist, daß die Burg direkt an den bestehenden Felsuntergrund angepaßt wurde und so topologisch mit ihm eine Einheit bildet. Einzelne Burgteile wurden direkt aus dem Gestein geschlagen.

      Je ein Felskopf an den Enden der Felsrippe trägt die Hauptbollwerke der Burg ("Bürgel" im Osten und "Stein" in Westen). Der Zugang erfolgt von Norden an einem Vorbau vorbei über einen schwachen Halsgraben. Ein 15 m hoher Mauerklotz bildet den Torbau aus dem 15. Jhd. und ist aus beigem, gelblichem Mauerwerk mit kleinformatigem Flickwerk.

      Vor der Durchfahrt in den ersten Hof befinden sich die Reste der Wohnung des Torwartes mit einem nach außen vorspringenden Erker. Etwas unterhalb der Wehrplatte des Torbaues setzt die südliche Ringmauer mit Wehrgang an. Sie zieht nach Südosten und umschließt mit abnehmender Mauerstärke auch einen Zwinger, der 4 m über dem ersten Hof liegt. Der Felskopf darüber ("Bürgel") zeigt heute nur mehr geringe Mauerreste. Am 27 m hohen Abfall des Felskopfes entlang gelangt man durch das Tor einer Quermauer in den 2. Hof der Vorburg. Die nördliche Ringmauer springt hier mit einem viereckigen, turmartigen Vorbau, der die Ringmauer nicht überragt, etwas nach außen vor. In ihm ist das Mundloch des 4 m in den Felsen gehauenen Burgverlieses. Eine 5 m dicke und 12 m hohe Quermauer schließt nun die Vorburg gegen die Mittelburg ab. Die Mittelburg mit annähernd rechteckigem Grundriß ist 80 m lang. Zu diesem Teil ist auch der östliche Felskopf ("Bürgel") zu zählen, der heute durch Leitern erstiegen werden kann. Am Fuß der Holztreppe ist der Eingang zum Brunnenturm, in ihm befindet sich der Burgbrunnen. Den Süden der Mittelburg nehmen Ruinen von Kanzleibauten des 17. Jh. ein. Die Räume wurden mit Phantasienamen, wie Schmiede, Bäckerei usw. bezeichnet. In einem Raum befindet sich ein Schöpfbrunnen; in der Nähe eine Zisterne. An der Nordseite der Mittelburg führt eine 11 m hohe Schildmauer zu einem Küchenbau, dessen hofseitige Abteilung einen alten, pyramidenförmigen Rauchfang hat. Es schließt die Gesindestube ("Dürnitz": Aufenthalts- und Speiseraum der Burgbesatzung), die heute als Gaststube genutzt wird, an. Dieser Bau springt wie der Küchenbau aus der Mauerflucht nach außen vor. Die südliche und die nördliche Ringmauer nähern sich und leiten aus der ansteigenden Mittelburg zu dem steil ansetzenden Felsabbruch der Hochburg über, die den westlichen Felskopf einnimmt. Über eine Holztreppe erreicht man 6 ½ m höher das Eingangstor der Hochburg ("Stein"). Im Süden des engen, gangartigen Hofraumes erhebt sich das viergeschoßige Frauenhaus. Das unten nur spärlich erhellte Gebäude hat in jedem Geschoß zwei Räume. Von hier führte einst ein Verbindungsgang über die Felsen zu den Bauten an der Nordseite des Hofes, dem Palas und der Burgkapelle. Die gotische Burgkapelle St. Georg von 7 x 6,5 m ist neu eingedeckt. An die Kapelle schließt der Palas an , dahinter liegt an der Außenseite der Burg ein durch Futtermauern abgestützter, schmaler und unverbauter Felsabsatz, das sagenumwobene "Rosengärtlein".

      Geschichtlicher Überblick:

      Um 1100: Die Burg wurde von dem Hochfreien Manegold III. v. Aggsbach-Werde erbaut.

      Um 1144: Der Besitz ging an die Propstei Berchtesgaden.

      Ab 1181 sind die Hochfreien von Aggswald-Gansbach aus der Kuenringersippe als Burgbesitzer anzunehmen.

      1231-1355: Die Kuenringer hatten die Herrschaft Wolfstein mit der Burg Aggstein als Lehen der bayrischen Herzoge inne. Bei der Vertretung der bayrischen Interessen kamen die Kuenringer oft in Konflikt mit den heimischen Landesfürsten; die Chronisten im Kloster Zwettl stellten daraufhin die Kuenringer als Raubritter hin. 1231 und 1296 eroberten die österreichischen Herzoge die Kuenringerfeste, mußten sie aber immer wieder zurückstellen.

      1355: Beim Aussterben der Dürnsteiner Linie der Kuenringer kam die Herrschaft Wolfstein mit Aggstein durch die Erbtochter Anna v. Kuenring als bayrisches Lehen an ihren Gatten Heidenreich von Maissau.

      1429 wurden die Maissauer vom Landesfürsten gestürzt. Der Verfall der Burg um diese Zeit geht wohl darauf zurück, daß die Habsburger diesen Verkauf nicht anerkannten und die Burg schleifen ließen. Herzog Albrecht V. übergab das "öde Haus" seinem Kammermeister Georg Scheck v. Wald. Er erhielt die Erlaubnis zum Wiederaufbau, der 1436 abgeschlossen war. Abgesehen von den späteren Kanzleibauten der Mittelburg geht der erhaltene Burgbau auf ihn zurück. Er durfte auch an der Donau ein Mauthaus errichten. In der Sage lebte Georg Scheck vom Walde als Raubritter fort, der seine Opfer vom Rosengärtlein in die Donau stürzte. Georg Scheck war, wie seine Nachfolger Georg v. Stein (1463-1476) und Feldhauptmann Ulrich v. Grafenegg (1476/77) unbotmäßig, gewalttätig und in die inneren Wirren des Landes verwickelt.

      Ab 1477 ließen die Habsburger die Burg durch Pfleger verwalten, mußten sie aber wiederholt verpfänden. 1529 wurde sie von plündernden osmanischen Horden niedergebrannt.

      1606: Die Witwe des letzten Pfandinhabers Andreas Wolf v. Polheim, Anna von Polheim, kaufte die Burg und ließ die Mittelburg ausbauen. Sie vererbte den Besitz an ihren Vetter Otto Max v. Abensberg-Traun.

      1672: Vischer zeichnete die Burg, damaliger Eigentümer war Graf Hans Wilhelm v. Traun.

      1685 verkaufte Gräfin Isabella Constantin v. Kronegh die Herrschaft Aggstein an die Grafen Starhemberg. Diese vereinigten die Burg mit ihrer Herrschaft Schönbühel und ließen Aggstein verfallen. Mit der Herrschaft Schönbühel kam Aggstein 1819 an die Grafen Beroldingen, die sich um die Erhaltung der Ruine bemühten, und schließlich an die Grafen Seilern zu Aspang-Schönbühel.

      Seit 1978 betreibt der Pächter Helmut Eichberger eine Burgwirtschaft mit Gaststube im Dürnitz.

      Als Baumaterialien sind die silikathältigen Gesteine aus der Umgebung anzunehmen; teilweise stammen sie vom Burgberg selbst. Bedeutsam für die chemische Situation in der Ruine ist aber der Kalkmörtel, welcher der Gastropodenfauna zur Deckung ihres Calciumbedarfs reicht. Dies erklärt die verhältnismäßig reiche Schneckenfauna im Vergleich zum umliegenden Wald.

      "In den Städten verwendeten die Meister vielfach einen 7 Jahre lang eingesumpften, also einen völlig aufgeschlossenen Weißkalk (Anlage von 7 Kalkgruben). Dies war aber beim Bau von Burgen unmöglich. Der Staubkalk wurde hier in Kästen mit Sand vermischt, ein entsprechendes Quantum Wasser zugesetzt und mit dem noch rauchenden, warmen Mörtel gemauert, wodurch der Mörtel eine Art Dampfhärtung erfuhr. Tausende Untersuchungen dieser Bindemittel bewiesen eine unglaubliche Härte, so daß eher der Bruchstein zersplitterte, als sich vom Mörtel lösen zu lassen. ...

      Wie weit die Behauptungen zutreffen, daß der Mörtel auch dem Zusatz von saurem Wein, Magermilch und dergleichen seine Härte verdankt, ist fraglich. Daß man dem Mörtel zerstampften, gebrannten Ton (Lehm) beimischte, um diesen wasserdicht zu machen, ist bewiesen." (HINTERLEITNER, GRAF)

      (Angaben nach BÜTTNER, HINTERLEITNER-GRAF)

      Die Vegetation in der Ruine selbst ist eher von ruderalem Charakter, die Strauchschichte wird zweimal im Jahr vom Pächter geschnitten. Es gibt keine durchgehende Krautschicht.

      Die Ruine ist touristisch erschlossen, wird bewirtschaftet und häufig besucht. Der Besucherandrang ist groß. Der Pächter sorgt für regelmäßige Pflege, jährliches Kurzhalten der Vegetation und Komfort für die Besucher. Aus diesen Gründen ist anzunehmen, daß die Fauna Extrembedingungen unterliegt, und darauf mit speziellen Anpassungen reagiert.

      Abbildung 4: Plan der Ruine Aggstein mit den besammelten Standorten

      A Eingang zur Ruine (1.Tor): Vor dem Eingang ist eine gemauerte Auffahrt nach einer kleine Holzbrücke.

      B Hof zwischen 1. und 2. Tor. Dieser Hof ist noch einmal durch eine Mauer unterteilt, sie trennt ein Seitengebäude, den sogenannten "Pferdehof" ab. Am Haupthof gibt es einen kleinen Abhang zum "Bürgel", zu dessen Fuße sich eine kegelförmige Erdablagerung gebildet hat.

      C Hof zwischen 2. u. 3. Tor, auch hier gibt es einen Abhang zum "Bürgel". Dieser Raum enthält weniger Vegetation als B.

      D Brunnenturm: In diesem Ruinenteil steht der Burgbrunnen, der Boden ist ziemlich festgetreten, es gibt aber einen schmalen Vegetationsstreifen dem Bürgel zu. Ein weiterer bewachsener Streifen findet sich der Außenmauer zu. Dort gibt es auch einige Gesteinsbrocken, die am Boden liegen.

      E Wohnräume (es wurde irrtümlich angenommen, daß es sich um eine "Schmiede" handelt, nach neuerem Stand wird bei diesen Räumlichkeiten ein Wohnraum und eine Backstube angenommen): Dieser Standort setzt sich aus mehreren abgetrennten Räumen zusammen. Das Innere der Räume ist lichtarm, es findet sich keine Vegetation darin und auch keine Gastropoden, dafür allerlei Schutt. Das Dach dieser Räume ist am Rande mit Vegetation besetzt. Beim Zugang zum "Schmiedehof" gibt es am Rande zum Bürgel einen bewachsenen Streifen.

      F Der 3. Hof ist der zentrale Burghof, aufgrund seiner Größe wurde er in drei getrennte Standorte geteilt: F1 - F3. Der Hof selbst ist kaum bewachsen, die Ruine selbst ist bewirtschaftet und in diesem Hof stehen die Tische und Bänke der Gastwirtschaft.

      F1 Kaum Vegetation: Zwei Fagus sylvatica, vereinzelt Gräser u.a. direkt an den Mauern.

      F2 unterscheidet sich kaum von F1

      F3 Der Burghof verengt sich der Hochburg zu und verengt sich zu einem schmalen Gang, der mit einer Holztreppe zum "Stein" endet, unter dieser Treppe ist dichter Bewuchs. Der 4-6 m breite Weg zum Stein wurde aus dem natürlichen Stein gehaut. Die Steine wurden als Baumaterial für die Ruine verwendet.

      G Dem Burghof angrenzend schließen drei Wohnräume (im 17. Jhd. Kanzleiräume) (G1-G3) mit unterschiedlicher Vegetation und Beschaffenheit an. Die Räume sind unterkellert. In den Kellern wurden keine Gastropoden gefunden.

      G1 Wohnraum 1 hat auch einen Eingang in einen Keller, er dient Einrichtungen der Gaststätte und ist vegetationsarm. (Hier wurden jedoch keine Gastropoden gefunden).

      G2 WC-Anlagen, abgeschlossene Müllräume (Hier wurden jedoch keine Gastropoden gefunden).

      G3 Wohnraum 3 ist dichter mit Gebüsch und Gras bewachsen, zu einem Untergeschoß gibt es einen Eingang, der eine eigene Vegetation aufweist.

      H Im Ostteil der Burg befindet sich ein Felskopf, der sogenannte "Bürgel", auf dem ein Teil der Ruine gebaut ist. Entgegen der herkömmlichen Meinung dürfte es sich bei diesen Bauten nicht um den mächtigen Bergfried, sondern eher um ein "festes Haus", das nicht so stark befestigt war, gehandelt haben. Den "Bürgel" erreicht man durch eine Holztreppe.

      H1 Aufstieg zu Bürgel, Holztreppe. Auf halber Höhe kann man die Treppe verlassen und kommt auf einen breiten Gang auf der Mauer über dem 3. Tor, die ehemalige "Zisterne", dieser Gang ist grasbewachsen.

      H2 Der Eingang zum Bürgel - unmittelbar nach der Holztreppe - beginnt mit einer Mauernische unter einem Holzgang, ein kleiner dunkler, aber sehr nischenreicher Raum. Hier wurden nur qualitative Aufsammlungen durchgeführt.

      H3 Der Bürgel selbst hat einen Vorraum, der zum großen Bürgelraum durch Mauerreste abgegrenzt ist, diese Mauerreste sind bewachsen. Hier wurden nur qualitative Aufsammlungen durchgeführt.

      H4 Bürgelraum: eine offene Trittfläche mit grasbewachsenen Flächen, einem Randgebüsch und Mauerresten am Rand. Der Rand dieses Plateaus ist mit Büschen gesäumt.

      I Im Ostteil der Burg befindet sich die zweite Erhebung, der "Stein". Über eine Holztreppe erreicht man vom 3. Hof aus den Wehrgang und die Wehrplatte des Steins.

      I1 Der Hocheingang zum "Stein" führt in einen schmalen Hof der Hochburg. Die Sträucher an diesem Platz werden regelmäßig gerodet.

      I2 Holztreppe zu den höher gelegenen Wohnräumen der Hochburg. Es handelt sich um eine durch Mauern entstandene Verengung, ein feuchter, stark verschmutzer Standort.

      I3 Westlichster Raum des Wehrganges, ein sehr dunkler Raum, in dem einige Felsbrocken liegen.

      J Raum neben der Kapelle, "Jorigs Gemächer" nach der herkömmlichen Meinung, es handelt sich um Wohnräume, die an das sogenannte "Rosengärtlein" (Mauervorsprung) angrenzen.

      K "Schatzturm" (Phantasiename, entspricht nicht den rekonstruierten Gegebenheiten), hier ist noch eine kleine Holztreppe, die zu einer Maueröffnung führt.

      L Kapelle: Die Kapelle ist ein gut erhaltener und abgeschlossener Raum, sehr lichtarm und daher kaum bewachsen ist.

      M "Frauenturm" (Auch hierbei handelt es sich um einen Phantasienamen); Saal und Küche: 2 Räume sind durch einen Torbogen (Flugbogen) getrennt. Im Raum befinden sich spärliche Grasbedeckung an den Mauerrändern und vereinzelt Büsche.

       

    3. Ruine Weitenegg
    4. Seehöhe 240 m, N: 48° 16’, O: 15° 14’

      Weitenegg steht auf einem schmalen nach Nordost streichenden Granitfelsen unweit der Donau am linken Donauufer an der Mündung des Weitenbaches. Die Burg, die ehemals von zwei mächtigen Ecktürmen beherrscht wurde, steht in Ost-West-Richtung in einer Länge von 70 m und in einer Breite von 20 m auf dem nach Südwesten hin durch einen 9 m tiefen Sattel abgesetzten Burgberg, der sich bis zu 30 m über dem Strom erhebt. Die Anlage nützt in seiner baulichen Anlage jede natürliche Gegebenheit des fast eben verlaufenden Felsrückens aus und verstärkt mit seinem Mauerwerk die bereits vorhandene natürliche Abwehrkraft der steil zur Donau und zum Weitenbach hin abfallenden Felswände dadurch, daß die Außenmauern der Burg an den Gefällsknicken der Felswände aufsitzen. Die Umgebung wird durch die kleine Ortschaft Weitenegg mit einer Ultramarinfabrik, zwei Straßen und Kulturfläche gebildet. Im Besammlungszeitraum war die Ruine wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, es besuchten wenige Leute das Innere der Burg, die Bauarbeiten selbst haben am Ende der Besammlungszeit begonnen. Die Ruine war abgesperrt und nur mit Sondererlaubnis des Besitzers zu betreten, die Besucherfrequenz ist vergleichsweise gering.

      Die Anstiege zur Burg erfolgen von der Südostseite und Nordwestseite und führen in eine von schwachen Mauern umgebene Vorburg.

      Der erste Hof ist durch einen engen Zwinger zu erreichen, dieser Hof wird zur Donau hin von einer 0,8-1 m starken, von unbehauenen Granitbruchsteinen gebildeten Außenmauer und nach Norden von einem mit einem unverputzten Tonnengewölbe eingedeckten 15 m x 4 m großen Kellerraum, an den sich ein gleichgearteter kleinerer Raum anschließt, begrenzt. Die dem Hof zugewandte Mauer dieser Räume ist ebenfalls aus Bruchsteinen gebildet.

      Durch das 2. Tor gelangt man in den zweiten oder Haupthof der Burg. Die Quermauer darin besteht aus Bruch- und Ziegelsteinen und bindet nicht zu den Außenmauern, die sie rechts und links sie begrenzen. Der 2. Hof der Burg wird durch einen Quertrakt in zwei Teile unterteilt.

      An der Ostseite wurde der bis zum südwestlichen Bergfried hinziehende Palas erbaut. Dessen äußere Begrenzungsmauer bildet zugleich die Außenmauer.

      In einer Höhe von 3 Meter befanden sich über dem Haupthof eine Reihe von Wohn- und Aufenthaltsräumen, deren Trennwände noch deutlich zu erkennen sind. Unter dem ersten Geschoß ist anschließend an den südwestlichen Bergfried ein mit einem Gewölbe versehener Raum, der ein Stall oder Keller gewesen sein könnte und vom Innenhof betretbar ist, noch als Rest der ehemals vorhandenen ebenerdigen Räume.

      Zu ebener Erde führt ein Durchgang zum zweiten Teil des Haupthofes. Rechts und links dieses Durchganges befinden sich Vorräume der dahinterliegenden Rauchküchen.

      Über eine ehemals bedachte Freitreppe gelangt man in den ersten Stock des Quertraktes, der heute noch deutlich Ansätze eines Gewölbes zeigt. Die quer zur Burganlage verlaufenden Mauern, die aus Bruch- und Ziegelsteinen bestehen, umschließen einen bis zur nordwestlichen Außenmauer durchgehenden saalartig wirkenden großen Raum.

      Durch den zweiten Teil des Haupthofes, der sich von 9,2 m auf 12 m erweitert, gelangt man zum südwestlichen Bergfried, der zusammen mit dem gegenüberliegenden das Hauptstück des Wehrbaues bildet.

      Er ist aus glatt behauenen Bruchsteinen erbaut und zeigt in seinem Grundriß eine quadratische Form, an welche, auf der zum Weitenbach schauenden Seite, ein auf einem Dreiecksgrundriß erbauter, bis zur Mauerkrone der Außenmauer reichender Vorbau angebaut wurde. Der Bergfried sitzt auf anstehendem Granitfelsen auf und ist bis zur Höhe seines 6,5 m über dem Boden liegenden Turmeingangs mit Schuttmaterial angefüllt. In den Bergfried wurde eine Treppe neu eingezogen.

      Beide Türme und die Außenmauern der Wehranlage bilden eine feste Einheit, die in einem Zuge erbaut wurde. Die Bauweise deutet auf den Anfang des 13. Jhd. hin. Die Einbauten des Quertraktes und der Hoftrennungsmauer sind zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt worden (wahrscheinlich 16. Jhd).

      Zeichnungen aus der Romantik (Vischer) zeigen die Burg bereits im verfallenden Zustand. Die Turmgalerien waren ehemals mit einem Holzdach überdeckt. 1832 ist der untere Teil der Außenmauer in die Tiefe gestürzt. Eine Photographie zwischen 1872 und 1887 zeigt, daß beide Wehrtürme noch unzerstört waren. Aus Gründen der Sicherheit wurde der nordöstliche Wehrturm zerstört. Nach PONGRATZ u. SEEBACH (1972) wurde der Turm 1870 abgetragen und das Material zum Bau der Ultramarinfabrik verwendet.

      Seit 1900 werden laufend Schutz und Erhaltungsarbeiten durchgeführt.

      Geschichtliches:

      Rüdiger von Bechelaren soll die Veste Weitenegg am Beginn des 9. Jhd. erbaut haben.

      943: Beschädigung durch die Magyaren.

      Erste nachweisbare Besitzer: Grafen von Tengling-Peilstein.

      1098-1121: Bischof Heinrich von Freising erweitert die Besitztümer.

      1180 Der Besitz der Burg "witenekke" geht an die Herren von Pernegg.

      1180: Eckbert von Pernegg verzichtet auf Teile des Besitzes.

      1220: Die Herren von Pernegg sterben aus, der Besitz von Weitenegg geht an den Landesfürsten Leopold IV. Er gibt ihn an die Herren von Lengenbach-Rehberg. 15 Jahre später stirbt das Geschlecht aus. Danach ist ein landesfürstlicher Burggraf als Besitzer nachweisbar.

      Interregnum: Ottokar von Böhmen verleiht Weitenegg an Albero V. von Kuenring. Nach dem Sieg Rudolfs wird Weitenegg eingezogen und erst von Herzog Albrecht I., der 1284 als Eigentümer erwähnt wird, an die Kuenringer als Lehen vergeben.

      1290 Ein Aufstand Leutholds von Kuenring mißglückt, Weitenegg fällt an die Habsburger.

      1296: Verleihung an die Tochter des Habsburgers, Agnes, anläßlich ihrer Vermählung mit dem König von Ungarn.

      Ab 1318: Verwaltung durch verschiedene Burggrafen.

      1365: Nach dem Tode Agnes’ verleiht Rudolf IV. der Stifter Weitenegg an die neugestiftete Probstei St. Stephan zu Wien. Albert der Schenkh wird Pfleger.

      1368: Die Schenkung wird rückgängig gemacht und 1374 wird Weitenegg an die Herzogin Violanta von Mailand verpfändet.

      1382-1394: Hans von Liechtenstein. Danach ist Burg und Gut wieder in Besitz des Landesfürsten und als Pfandgut ständig verliehen.

      1400-1410: Bischof Berthold von Freising, danach Jakob Grabner.

      Die Burg wird in Erbschaftsstreitigkeiten um Ladislaus, dem Neffen Kaiser Friedrichs III., hineingezogen und 1452 von den Melker Bürgern erobert. 5 Jahre später erobert Ladislaus die Burg. Nach seinem Tod fällt sie an Kaiser Friedrich III., wird jedoch von einem Seisenegger 1462 erobert und an den Wiener Bürgermeister Wolfgang Holzner verliehen.

      Nach dem Tode Herzog Albrechts IV. wird die Burg wieder von Kaiser Friedrich III. verpfändet.

      1486-1492: Neuerliche Besetzung der Burg durch Jörg v. Seisenegg.

      1510: Kaiser Maximilian I. kauft die Burg.

      1511 überläßt Kaiser Maximilian I. den Grafen Hans und Ullrich von Hardegg gegen die Verpfändung der Herrschaft Weitenegg und des Umgeldes zu Langenlois einen 2 Guldenaufschlag auf den Dreiling-Wein in Niederösterreich.

      Die ständigen Verpfändungen ruinieren die Grafschaft Weitenegg.

      1531 wurde Weitenegg mit der Herrschaft Leiben vereinigt. Danach kommt es wieder zu einer ständigen Besitzabfolge.

      1617: Weitenegg-Leiben wird an Hans Christoph Geyer zu Osterburg verkauft.

      1619 besetzen die oberösterreichischen Stände die Burg.

      1645: Angriffe der Schweden im Dreißigjährigen Krieg werden abgewendet.

      1738: Die Burg wird von Dr. Johann Karl Weber von Fürnberg aus Schwaben gekauft.

      1796: Die Burg geht in den Besitz der k.k. Familiengüterdirektion über.

      1918: Die Ruine gelangt an die neugebildeten österreichischen Bundesforste, Verwaltungszentrum Pöggstall.

      Im Inneren der Ruine fand sich eine weitgehend ausgeprägte Krautschicht am Boden. An der Außenseite der Ruine donauseitig befinden sich kleinere Trockenrasen-Areale. Die Vegetationsdecke ist im Bauwerk an vielen Stellen geschlossen, und an den feuchteren Stellen dominiert von Efeu. An den exponierten Stellen sowie an den südlichen Außenhängen überhalb der bewohnten Grundstücke befinden sich Trockenrasen.

      Die Erhebung, auf der die Ruine steht, ist auf der Nordseite mit einem Buchen-Hainbuchenwald mit starkem Ahornbesatz bewachsen. Die Schneckenfauna dieses Waldes ist ebenfalls reichhaltig, unterscheidet sich aber in einigen Elementen von der Fauna der Ruine selbst.

      Abbildung 6: Plan der Ruine Weitenegg, der eingezeichnete Raster bestimmt die Position der Sammelpunkte

      3E 3. Etage donauabseits: Auf der Seite der Ruine, die der Donau abgelegen ist, gibt es relativ gut erhaltene Bauteile, die bis zu drei Etagen hoch reichen, der neue errichtete Quertrakt ist über eine Freitreppe zu erreichen.

      B11 Einer der Innenräume der Ruine wird als Vorhof bezeichnet und liegt unmittelbar vor dem "Kasten", einem gut erhaltenen Gebäudeteil.

      C18 ist das oberstes Stockwerk des Palas.

      C2 Aufgang zu Ruine, es handelt sich um einen eingegrabenen Weg der von Büschen gesäumt ist.

      C23 Die höchste Erhebung der Burg ist der Bergfried, ein Turm mit einem Vorsprung nach Westen im oberen Bereich, dort gibt es Moospolster und ein exponiertes Stück Grasfläche.

      C3 Vor der Burg

      C5 Wiese beim Aufgang in der Burg auf der rechten Seite nach dem Eingang.

      C7 Mauer neben einem Brunnen, der mit Efeu umwachsen ist.

      C9 Die Vorburg war der begangene Teil der Ruine.

      D4 In der Vorburg befindet sich ein alter Brunnen, der rundum mit Efeu bewachsen ist.

      D6 Nebengebäude der Vorburg (Wächterhaus)

      D7 Vorburg, Ruinenhof

      D8 Vorburg, Ruinenhof, 10 m von der abgesperrten Tür entfernt

      D9 Vorburg, Ruinenhof. Der vordere Ruinenhof war der Öffentlichkeit zugänglich und nicht abgesperrt.

      D10 Vorburg, direkt in einem Mauereck neben der abgesperrten Tür, ab welcher der von der Öffentlichkeit verschlossene Teil beginnt.

      D11 1. Vorhof, der Vorhof ist durch einen Durchgang in zwei Teile geteilt.

      D14 Im Vorhof gibt es eine efeuumwachsene kurze Treppe, die eine hohe Gastropodendichte aufweist.

      D16 2. Teil des Vorhofes.

      D21 Burghof (Innenhof): Es gibt eine ausgeprägte Krautschicht.

      D23 Treppen auf den Turm/Bergfried. Im hinteren Teil der Ruine befindet sich ein Turm, auf den enge Treppen führen. Diese Treppen sind mit einer dünnen Schicht Förna belegt und reich an Gastropoden. Anschließend befindet sich ein dunkler Innenhof, der von Treppen umgeben ist.

      23D Wie D23, am Boden des dunklen Hofes findet sich nur wenig Vegetation.

      E19 Vor der donauseitigen Außenmauer der Ruine. Außerhalb der Ruinenmauern befindet sich zwischen Mauern und Abhang ein kleines Stück Trockenrasenvegetation. In die besammelte Fläche münden Schächte von unterirdischen Räumen.

      E5 Seitengebäude Vorburg. Standort nahe dem Eingang, an der Mauer Ziegelschutt.

      E6 Südseitiger Keller eines Nebengebäudes der Vorburg.

    5. Ruine Streitwiesen
    6. Die Ruine Streitwiesen ist am Weitenbach an der steil abfallenden linken Talwand gelegen, umgeben von landwirtschaflichen Anbauflächen, Trockenrasen und Bachauen. Die Ortschaft Streitwiesen, die nur aus einem Gasthof, einem Sägewerk und wenigen Häusern besteht, liegt im oberen Teil des Weitentales am Südrand des Waldviertels in der Gegend von Pöggstall. Die Ruine ist ein eigener Typus - der obere Teil ist belassen und vegetationsreich, die Krautschicht ist geschlossen. Der untere Teil wurde zu einer Jugendherberge umgebaut und ist mit Gartenanpflanzungen versehen. Er ist von der Fauna her gesehen ärmer als der höher gelegene belassene Teil.

      Der Zugang zur Burg erfolgt über eine kleine Holzbrücke.

      Geschichtliches:

      Streitwiesen war die Stammburg des österreichischen Ministerialengeschlechtes der Streitwieser; 1144 kommt als erster urkundlich genannter Zeuge aus dieser angesehenen Familie ein Ozo von Streitwiesen auf einem Schenkungsbrief an die Pfarre Münchreut (Münichreith am Ostrong) vor.

      1266: Die Burg soll im Verlaufe eines Aufstandes zerstört worden sein.

      1373 wird die Burg an die Volkersdorfer verkauft. Sie überlassen sie Hans v. Maissau.

      1438 oder (1142 ?) stirbt mit Johanna von Streitwiesen dieses Geschlecht aus. Aber bereits 1434 erscheint die Familie Fleischeß als Besitzer von Streitwiesen auf. 1443 (1455 ?) empfing Jakob Schrott die Burg Streitwiesen von Kaiser Friedrich III. zum Lehen; er starb laut Grabinschrift in der Burgkapelle am St.Anna-Tag des Jahres 1463. Nach der Familie Schrott wechseln ab dem Jahr 1522 die Grundherren sehr rasch; Jakob Rot vom Reinprechtspölla und Gotthardt Vellderndorfer von Waradein mögen wohl für den weiteren Ausbau der Burg die bedeutendsten Folgebesitzer gewesen sein.

      17. Jhd: Häufiger Besitzwechsel.

      1697: Die Sinzendorfer kaufen das Gut und vereinigen es mit Pöggstall. Seit damals wurde das Schloß dem Verfall preisgegeben.

      1797 gelangten Gut und Burg Streitwiesen nach kurzer Unterbrechung wieder an die Herrschaft Pöggstall und damit in Besitz der Familie Habsburg, 1919 in den Besitz des Kriegsgeschädigtenfonds und nach dessen Auflösung in d en Besitz der Republik Österreich. Von dieser wurde die Burgruine Streitwiesen 1972 vom Bund zur Errichtung und Erhaltung einer österreichischen Jugendburg käuflich erworben.

      Angaben nach der Broschüre "Die Jugendburg Streitwiesen" und PONGRATZ u. SEEBACH (1972).

      1972 bestand die Burg aus einer Reihe von Mauern, größtenteils aus Haustein, runden Ecktürmen gegen Südwest und Südost mit Mauerluken und viereckigen gerahmten Fenstern, zum Teil mit Flachgiebel bekrönt. Hinter einer hohen, breiten Wand ragen die zwei noch stehenden, im rechten Winkel aneinander stoßenden Mauern des einstigen Bergfriedes empor. Die Baureste des Bergfriedes und der Burgkapelle gehen sicher bis in das 13. Jahrhundert - vermutlich aber schon in das 12. Jahrhundert - zurück; der in zwei Gewölben und im Grundmauerwerk noch teilweise erhaltene Westpalas erhielt seine Form 1556. Er stößt an den südwestlichen Rundturm.

      An die Burgkapelle schließt das ursprünglich romanische, dann gotisierte Langhaus an und ist (1972) stark verfallen. Der älteste Bauteil der Burg bildet der 32 m hohe Bergfried von quadratischem Grundriß mit 8,2 m Seitenlänge.

      Um das Jahr 1800 wurde der Bergfried gesprengt, vermutlich um die Quadersteine als Baumaterial zu verwerten, die Burg war um diese Zeit am Verfallen.

      Die Ruine wurde im Zuge der Gründung der Jugendburg teilweise renoviert. 1974 begann der 1. Bauabschnitt, die Restaurierung und Neueindeckung des Langhauses und des Chores der ehemaligen Burgkapelle. Bis 1976 wurde das Mauerwerk saniert, ein neuer Dachstuhl über dem Langhaus errichtet und das gesamte Kapellendach mit Steinschindeln eingedeckt. Eine 11,5 m hohe zweizügige Kaminanlage und ein Stiegenaufgang zum Dachraum über dem Langhaus wurden errichtet.

      1977 - 1981 setzte der 2. Bauabschnitt ein, er umfaßte den Auf- und Ausbau des südwestlichen Rundturmes und die Anlegung eines neuen Anfahrtsweges. Sanitäranlagen wurden errichtet. Eigene Elektrizitäts- und Wasserversorgung sowie eine Dreikammerkläranlage für Abwässer wurden realisiert.

      Parallel dazu wurde ein weitgehend befahrbarer Zugangsweg zur inneren Burganlage geschaffen; dazu waren große Erdbewegungen und die Errichtung langer Stützmauern am Südabhang der Burg entlang des Raflesbaches erforderlich.

      Der 3. Bauabschnitt (1982 bis dato) gilt dem Auf- und Ausbau des Westpalas, dem eigentlichen Wohntrakt der Burg aus dem 16. Jahrhundert. Der Rennaissancebau wurde über einem noch gut erhaltenen mächtigen Tonnengewölbe ausgebaut. Zunächst wurden die seitlichen Mauern zum Teil neu aufgebaut, bzw. an den Mauerkronen saniert, ehe der L-förmige Satteldachstuhl gebaut und die steilen Giebeldächer mit Steinschindeln eingedeckt werden konnten. Im Frühjahr 1985 wurde die West- und Nordfassade neu verputzt und dabei 3 zweibogige und 1 einbogiges Fenstergewände aus Kalksandstein ersetzt. Ebenso wurde der mit Holzschindeln gedeckte Übergang zum SW-Turm im Frühjahr 1985 fertiggestellt.

      Die Vegetation ist im unteren Teil bis auf eigens angelegte Beete fast nicht vorhanden oder nur auf Pionierpflanzen auf den Mauern beschränkt. Der obere Teil umschließt mehrere Vegetationseinheiten, Busch- und Grasbestände werden von den weitauslaufenden Mauerresten begrenzt. Die Ruine ist vergleichsweise häufig besucht und wird des öfteren als Herberge genutzt.

      Abbildung 8: Plan der Ruine Streitwiesen mit den besammelten Standorten

      STA Äußerer Burghof mit Bänken, es ist ein sehr begangener Teil der Ruine, mit Obstbaumpflanzungen.

      STB Im renovierten Burgteil befindet sich ein bewachsener Mauerrest neben einer ausgebauten Holztreppe.

      STC Kapelle im ausgebauten Teil der Burg. Sie liegt auf einer Terrasse unterhalb des Burghofes und wurde erst in der Rennaissance von zinnenbewehrter Mauer umgeben. An die Kapelle schließt ein Langhaus an.

      STD Der innere Burghof (zwischen Bergfried und Kapelle) ist durch Erdaufschüttung zu einem Mittelweg im ausgebauten Teil der Burg geschrumpft.

      STE Durchgang bei den Resten des Bergfriedes im äußeren Burghof, kleiner dicht bewachsener Hügel.

      STF Hof im Osten der Ruine. Der Standort ist an einer Mauer mit darunterliegender Böschung.

      STG Westlich vorgelagerter Zwinger, etwas tiefer gelegener Standort.

      STH Palas, nördlich des Bergfriedes gelegener verfallener Bauteil, Ostteil.

      STI Nördlichster Teil der Burg, vor der Nordmauer, Westseite.

      STJ Palas, Mittelteil, zwischen zwei belassenen Mauerresten im nicht renovierten Teil, Wiesenböschung an Mauer im oberen Teil der Burg.

      STK Wiese im nordöstlichsten Teil der Burg.

      STL Nahe der Ostzufahrt bei den Vorbefestigungen des 1. Tores befindet sich ein dunkler Raum, in dem Kirsch- und Nußbäume stehen.

      STM Rasenstandort unmittelbar außerhalb der Burg an der Nordmauer

      STN Vor einem unterkellerten Raum an der Westseite.

      STX Qualitative Aufsammlungen im Bereich der gesamten Ruine.

       

    7. Umgebung der Ruinen Aggstein, Weitenegg und Streitwiesen
    8. Zu den Ruinen selbst wurden Standorte in ihrer jeweiligen unmittelbaren Umgebung besammelt, wobei der Begriff "unmittelbare Umgebung" hier nicht nach eindeutigen Kriterien festzulegen ist. Am besten kann man von der Homogenität des umliegenden Landes ausgehen. Als Extrembeispiele dafür stehen die Ruine Aggstein, die von weitreichenden Wäldern umgeben ist und die Ruine Weitenegg, die sehr nahe einem verzahnten System von Kulturlandschaften, winzigen Wäldchen und Felsenstandorten steht. Bei der Ruine Streitwiesen verhält es sich ähnlich.

      Im Falle der Ruine Aggstein wurde daher nicht nur der Wald selbst als Umgebung gewertet, sondern auch die Kulturflächen Rasenstandorte in der Ortschaft Aggstein selbst.

      AGX Buchenwald auf Steillage um die Ruine Aggstein in der Nähe des Aggsteingrabens.

      AGU Der untere Teil des Aggsteingraben in der Nähe der Ortschaft Aggstein. Buchenwaldbiotop mit mehreren Waldfelsen.

      AGM Mittlerer Teil des Aggsteingrabens, im Quellschutzgebiet des Baches.

      ARU Waldbiotope in unmittelbarer Umgebung der Ruine, Silikatfelsen, teilweise Eichenwald, Richtung Langegg bereits wieder bodensaure Buchenwälder.

      AM1-2 An der Außenmauer der Ruine.

      AMT Wie AM1 und AM2, in der Nähe eines temporären Tümpels.

      SH Nahe der Schutzhütte, die neben der Ruine steht.

      AO1-9 Aggstein Ort, unmittelbare Umgebung des Ortes Aggstein Dorf, Wiesenflächen, Waldränder und Waldstandorte.

      Bei Weitenegg wurden Felsstandorte, Waldstandorte, das Bachufer der Weiten und das Überschwemmungsgebiet der Donau herangezogen.

      H1-9 Nordhang des Ruinenberges. Es handelt sich um einen bewaldeten kurzen Abhang mit Buchen und Ahorn.

      BS Felsen an der Straße am Nordhang der Ruine, Straßenrand der Bundesstraße 216, der Straße in Richtung Weiten. Beim Aufgang auf die Burg von der Bundesstraße 216 aus befinden sich 2 Sandbehälter.

      UD Fuß des Ruinenabhangs donauseitig, am Überschwemmungsgebiet der Donau.

      UB1-3 Bei den Bahngeleisen neben der Ruine Weitenegg.

      UW1-5 An der Weiten: Linkes Bachufer der Weiten, ca. 50 m von den Bahngeleisen entfernt, flußaufwärts von der Ruine entfernt.

      UU1 Uhrfahr nahe Weitenegg: Graben entlang des Wanderweges.

      UU2 Uhrfahr nahe Weitenegg: An der Bahn

      In Streitwiesen sind es die Bachauen des Raflesbaches, der knapp an der Ruine vorbeifließt, das Ufer der Weiten, und die Rasenstandorte (zumeist Mähwiesen, an steileren Stücken Trockenrasen) um die Burg herum.

      SU1 Trockenrasen bei Bach

      SU2 Bach - neben der Burg

      SU3 Wiesenplateau

      SU4 Wiesenhang

      SU5 500 m von Burg entfernt (Wiese)

      SU6 Wie SU5, in Bachnähe (Au)

      SU7 Bachufer der Weiten in der Ortschaft Streitwiesen

       

    9. Vergleichsstandorte
    10. Als Vergleichsstandorte wurden einerseits weniger anthropogen beeinflußte Lebensräume aus dem Untersuchungsgebiet herangezogen, die für einen Vergleich zu den Ruinenstandorten in Frage kamen, andererseits wurden stichprobenartig weitere Ruinen aufgenommen.

      1. Spitz: Ruine Hinterhaus und Teufelsmauer
      2. Seehöhe 275 m, N: 48° 21,5’, O: 15°, 24’

        Die Ruine Hinterhaus ist nahe der Ortschaft Spitz auf einer Anhöhe gebaut, die Umgebung besteht aus Wald, Rasenflächen und Weingärten. Die Burg ist relativ gut erhalten und renoviert, weniger besucht als Aggstein, aber dennoch ein Touristenziel. Die Vegetation ist schwächer ausgeprägt, die Standorte sind trockener.

        Die Teufelsmauer ist eine kalkreiche Silikatfelsformation zwischen den Ortschaften Spitz und Schwallenbach. Umgeben ist sie von einem trockenen Flaumeichenwald. Unweit davon befinden sich Trockenrasengebiete mit der ihnen eigenen Fauna. Hier bieten sich Vergleichsmöglichkeiten zwischen Waldgebiet, Trockenrasen, natürlichem Kalkfelsen und Ruinenbiotop in Form der Ruine Hinterhaus, die daher als Vergleichsruine in die Aufnahmen aufgenommen wurde.

        Das Sammelgebiet wurde nach folgenden Standorten untersucht:

        a) Ruine Hinterhaus: stichprobenartige Untersuchung

        b) Rand der kultivierten Weingärten.

        c) Trockenrasenbiotope auf den länger aufgelassenen Weingärten (Weingartenterrassen)

        d) Teufelsmauer und umgebendes Waldbiotop.

        HH0 Ruine Hinterhaus, Außenmauer, Hainbuchenwald

        HH1 Ruine Hinterhaus, 1. Ruinenhof

        HH2 Ruine Hinterhaus, am Aufgang zu Bergfried

        HH3 Ruine Hinterhaus, Felsenvorsprung

        HH4 Ruine Hinterhaus, Böschung unter Treppe

        HH5 Ruine Hinterhaus, Ruinenhof

        HH6 Ru. Hinterhaus, im Inneren der Burghofes.

        HHA Ruine Hinterhaus: Im Wald außen an der Burgmauer.

        SW1-2 Weingartenweg in der Höhe der Burg Richtung Teufelsmauer. Die unterste Weingartenmauer ist ein reichhaltiger Kleinlebensraum mit Eidechsen, Heuschrecken und Käfern, unterhalb des Weges (Abhang zur Donau) findet man Trockenrasenflächen und Mauerreste.

        SW3 Teufelsmauer, Weg zwischen Teufelsmauer und Hinterhaus, trockener aufgelassener Weingarten.

        SW4 Weingartenweg, Terrasse am Weg.

        SW5 Weingartenweg, aufgelassene Weingartenterrasse unterhalb des Weges

        SW6 Teufelsmauer, Wegkehre unmittelbar vor dem Beginn des Waldes in der Nähe der Teufelsmauer.

        TM1 Teufelsmauer Westseite, in halber Höhe an den Felsen.

        TM2,4,6 Teufelsmauer Kalkfelsen im Wald

        TM3 Teufelsmauer,Waldweg zur Ruine Hinterhaus.

        TM5 Teufelsmauer, Waldstandort

        WG1 aufgelassene Weingärten

        WG2 Weingartenmauer im Gebiet der aufgelassenen Weingärten

        WG3 Standort Weingartenweg

      3. Aggsbach Markt
      4. Aggsbach Markt liegt am linken Donauufer und wurde als Vergleichsstandort herangezogen, da nach KLEMM (1974) dort Balea biplicata chuenringorum gefunden wurde.

        AMK Aggsbach Markt: Bahndamm

      5. Aggsbach Au
      6. Seehöhe 200 m, N 48° 17’, O: 15° 24’

        Auwaldstandort der Donau zwischen den Ortschaften Aggsbach Dorf und Schönbühel.

        AU1-2 Aggsbach Au

      7. Eitenthal
      8. Seehöhe 279 m, N: 48° 16’, O: 15° 17’

        Es wurde auf einer Anhöhe nahe der Ortschaft Eitenthal in dem gleichnamigen Landschaftschutzgebiet am Weitenbach an verschiedenen Waldstandorten gesammelt. In dem Wald vermischen sich Buche und Föhre.

        ET1 Buchen-Föhren-Wald, nahe der Ortschaft.

        ET2 Steinbrücke im Wald, an der Mauer

        ET3-5 Standorte aufsteigender Höhe.

        ETM Gesamte Wegstrecke, qualitative Aufsammlung.

      9. Friedleiten bei Schönbühel
      10. 360 m Seehöhe, N: 48° 15,5’, O: 15° 24’

        Die Friedleiten ist ein Hangrücken ca. fünf Kilometer von Schönbühel entfernt, der hauptsächlich von Wald bewachsen wird, dazwischen befinden sich Mähwiesen und Trockenrasenflächen.

        FRI Friedleiten, Mähwiese, Lichtung im Wald

      11. Kleinpöchlarn
      12. KP Treppelweg an der Donau, qualitative Aufsammlung.

      13. Mitterbachgraben
      14. 230 m Seehöhe, N: 48° 16’, O: 15° 26’

        Der Mitterbachgraben beginnt in der Nähe der Karthause Aggsbach und wird von einem Wanderweg durchzogen. Links und rechts vom Bach befinden sich Buchenwaldbestände, Auwaldstreifen und Mähwiesen.

        MI1 linkes Ufer, Mitterbachtal,Wiese, am gegenüberliegenden Bachufer, aufsteigender Wald, Hainbuchenbewuchs.

        MI2 Mitterbachtal, Wald und Waldfelsen

        MI3 Mitterbachtal, Wald und Waldfelsen

        MI3 Mitterbachtal, rechtes Ufer, Waldrand

        MI4 Mitterbachtal, Bachrand, rechtes Ufer

        MI5 Mitterbachtal, Wald und Waldfelsen

        MI6 Mitterbachtal, am Bach

      15. Ruine Dürnstein
      16. N: 48° 24’, O: 15° 31’

        Die Ruine Dürnstein wurde zu Vergleichszwecken stichprobenartig besammelt. Die Ruine ist ebenso wie Aggstein stark besucht.

        DÜ1-2 Standorte der Ruine Dürnstein, Mauern und Treppen im oberen Teil

        DÜ3 Ruine Dürnstein, Mauer, moosbewachsener Felsen unter Busch im unteren Bereich

      17. Ruine Senftenberg
      18. Diese Ruine befindet sich nahe der gleichnamigen Ortschaft nördlich von Krems. Es handelt sich um einen Randbereich des Böhmischen Massivs. Es wurden stichprobenartig Aufsa mmlungen und Bodenproben vorgenommen.

        SE1-4 Ruine Senftenberg

      19. Ruine Wolfstein

      Seehöhe 326 m, N: 48° 16’, O: 15° 26’

      Die Burg liegt auf einer Anhöhe des Wolfsteingrabens, die nach drei Seiten steil abfällt und ist aus dem Osten über einen Weg, der teilweise über eine Wiese führt, zu erreichen. Diese Ruine ist stark verfallen u nd es besteht Einsturzgefahr.

      WO1 Außenmauer

      WO2 Peripherie, modernder Baumstrunk

      WO3 Zentrum, moosbewachsener Mauerrest

      WO4 wie 2. Mauerstück mit Erdaufschüttung.

      WO5 Wiesenstück beim Eingang

       

    11. Die erhobenen Parameter
      1. Witterungsbedingungen
      2. Bodenverhältnisse

      Im folgenden wird die Beschaffenheit des Bodens der besammelten Standorte beschrieben. In diese Liste gehen Schätzungen während der Probennahme und Beurteilungen der Bodenp roben ein.

      Geographische Zuordnung: Ortsname der Probenname, wobei unter Aggstein, Weitenegg und Streitwiesen auch umliegende Standorte fallen.

      Code: Standortscodierung der Probennahme.

      Datum: Datum der Probennahme

      Sto: Zuordnung zu den Datenblättern: A (Aggstein und Umgebung), W (Weitenegg und Umgebung), S (Streitwiesen und Umgebung), H (Ruine Hinterhaus und Teufelsmauer), B (restliche Vergleichs- und Begleitstandorte). Nach dem Code folgt die Protokollnummer der Aufnahme.

      Anmerkungen: stehen in einer eigenen Zeile nach Sto.

      pH: Der pH-Wert des Bodens wurde mit Bodenindikatorflüssigkeit gemessen.

      Gefüge: Das Bodengefüge des A-Horizonts wird beschrieben.

      Feuchte: Die Feuchte des Bodens bei der Probennahme: + (feucht), - (trocken)

      Farbe: Die Bodenfarbe korreliert mit der Feuchte, manche der Proben veränderten nach der Austrocknung ihre Farbe von dunkel auf hell.

      Gewicht: Das Trockengewicht der Bodenprobe in Gramm.

      Ton: Der Tonanteil wurden anhand der Farbe und der Konsistenz geschätzt.

      C-Anteil: Der Grad der Vermischung zwischen den oberen Bodenschichten und Anteilen des Gesteins.

      Für Tonanteil und C-Anteil wurde eine Schätzskala mit folgenden Stufen angewendet:

      - Anteil verschwindend

      ~ schwacher Anteil

      + mäßiger Anteil

      ++ hoher Anteil

      +++ sehr hoher Anteil

       

    12. Vegetation und Begleitfauna

     

  9. Die bei der Untersuchung gefundenen terrestrischen Gastropoden
  10. In die Auflistung der Untersuchung der gefundenen Arten gingen nicht nur die Funde aus den Probequadranten, sondern auch aus den qualitativ besammelten Standorten ein. Diese Standorte tragen allgemein gehaltene Kürzel:

    AX Ruine Aggstein, qualitative Erhebungen.

    WX Ruine Weitenegg, qualitative Erhebungen.

    STX Ruine Streitwiesen, qualitative Erhebungen.

    Aggsbach AU1 24.05.1989/ Au1

  11. Ergebnisse
    1. Die Gastropodengesellschaften an den untersuchten Standorten
      1. Aggstein und Umgebung
      2. Weitenegg und Umgebung
      3.  

      4. Streitwiesen und Umgebung
      5.  

      6. Die Vergleichsstandorte

     

  12. Zoogeographische Verbreitungsgruppen
  13.  

  14. Diskussion
  15. Zusammenfassung
  16. In den Jahren 1988 bis 1990 wurden an drei niederösterreichischen Ruinen (Aggstein, Weitenegg und Streitwiesen) ökologische und biologische Untersuchungen der Fa una der terrestrischen Gastropoden durchgeführt. Zum Vergleich mit den umgebenden Biotopen wurden Kontrollproben aus vergleichbaren Standorten im Gebiet der Wachau, des Dunkelsteiner Waldes und des Weitentals entnommen. Die Mehrzahl der gefundenen Ga stropoden spiegelt die Artzusammensetzung der umgebenden Lebensräume wider, innerhalb der Ruine ergeben sich jedoch eigene Vergesellschaftungen. Manche der Arten (Balea biplicata, Pupilla muscorum) bilden ökologische Anpassungsform en, vor allem in der Schalenmorphologie, als Reaktion auf die besonderen Lebensumstände in den verfallenden Burgen aus. Die einzige, nur auf den Ruinen nachzuweisende Art ist im Untersuchungsgebiet Balea perversa, die spezielle Standorte auf d er Ruine Aggstein besiedelt.

    Weiters wurde mit Hilfe der Clusteranalyse festgestellt, daß die Ruinen keine einheitlichen Lebensräume bilden, sondern je nach Beschaffenheit der Bauteile mehr oder weniger verschiedenartige Facies ausprägen.

    Die erhobenen Befunde bestätigen die in der Literatur geäußerte Annahme, daß Ruinen gerade für die Gastropodenfauna einen besonderen Standortkomplex darstellen und sich von allen, auch ähnlich gelagerten Biotopausprägungen der umgebenden Landschaft unterscheiden.

    Bemerkenswert ist der Lebendfund von Helicodiscus singleyanus inermis vor der Ruine Weitenegg. Diese Art wurde in ihrem eigenen Lebensraum in Österreich zuvor nur wenige Male gefunden.

     

  17. Abstract
  18. The biology and ecology of the terrestric gastropod fauna of three ruins in Lower Austria (Aggstein, Weitenegg and Streitwiesen) was investigated (1988-1990). Comparing th e surrounding biotops samples from resembling sites in the landscape of the Wachau, the Dunkelsteiner Wald and the Weiten valley were taken. The majority of the found gastropodes correspond to the surrounding biotopes, but special communities inside the r uin walls could be established. Some of the species (Balea biplicata, Pupilla muscorum) develop ecological adaptations, especially in the morphology of the shells, as an effect of the extraordinary circumstances of gastropod life in wasted c astles. In the investigated area one species (Balea perversa) occurs only in ruins inhabiting special locations in the Castle of Aggstein.

    The results of cluster analysis show that wasted castles are no homogeneous living spaces but build more or less different facies conferring to the state of the ruins compartments.

    The collected results confirm the widespread assumption that ruins represent an unique site for gastropod fauna and show differences to similar locations in the surrounding landscape.

    A remarkable finding of the land snail Helicodiscus singleyanus inermis, which occured living in a place in front of the Castle of Weitenegg, is reported. This species was found in Austria in his own location only a few ti mes before.

     

  19. Die angeführte Literatur